Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2020 wohl um 5,4 Prozent einbrechen und somit nicht ganz so stark schrumpfen wie 2009 mit damals 5,7 Prozent, teilten die Ökonomen am Mittwoch in ihrem Herbstgutachten für die Bundesregierung mit und bestätigten damit einen Reuters-Bericht. Im nächsten Jahr soll die Konjunktur dann um 4,7 Prozent anziehen. "Ein Gutteil des Einbruchs aus dem Frühjahr ist zwar schon aufgeholt, aber der verbleibende Aufholprozess stellt die mühsamere Wegstrecke zurück zur Normalität dar", sagte Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW Kiel.

Für 2022 erwarten die Forscher einen BIP-Anstieg von 2,7 Prozent. "Erst Ende 2022 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder normal ausgelastet sein." Gebremst werde die Erholung durch Branchen, die in besonderem Masse auf soziale Kontakte angewiesen seien - etwa Gaststätten und Tourismus, das Veranstaltungsgewerbe oder der Luftverkehr. "Dieser Teil der deutschen Wirtschaft wird noch längere Zeit unter der Corona-Pandemie leiden", sagte Kooths. Eine Belebung werde es hier erst geben, "wenn Massnahmen zum Infektionsschutz weitgehend entfallen, womit wir erst im nächsten Sommerhalbjahr rechnen".

In ihrem Frühjahrsgutachten vom April hatten die Ökonomen für dieses Jahr noch eine Rezession von 4,2 Prozent veranschlagt und für 2021 ein Wachstum von 5,8 Prozent prognostiziert. Der Kampf gegen die Virus-Pandemie mit Einschränkungen für das öffentliche Leben, die Produktion und viele Dienstleister hat die Wirtschaft dann aber stärker lahmgelegt als angenommen. Im zweiten Quartal brach das BIP deshalb mit 9,7 Prozent und somit im Rekordtempo ein. Eine zweite Welle mit mehr Corona-Fällen und Einschränkungen könnte die Belebung dämpfen. "Das grösste Risiko für die Prognose bleibt der ungewisse Pandemieverlauf", erklärten die Institute. Unsicher sei, in welchem Umfang es noch zu Firmenpleiten im In- und Ausland komme.

Die Gemeinschaftsdiagnose dient der Regierung als Basis für ihre eigenen Projektionen, die wiederum die Grundlage für die Steuerschätzung bilden. Erarbeitet wird das Gutachten vom DIW in Berlin, vom Ifo-Institut in München, vom Kieler IfW, vom IWH in Halle und vom RWI in Essen. 

(Reuters)