Der Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte zwar auf den höchsten Wert seit Juni 2019, das minimale Plus um 0,2 auf 96,8 Punkte fiel allerdings überraschend gering aus, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Montag zu seiner Umfrage unter 9000 Managern mitteilte. Es ist zudem der dritte Anstieg in Folge - was unter Fachleuten als konjunkturelle Trendwende gilt. Von Reuters befragte Ökonomen hatten jedoch sogar mit 97,8 Punkten gerechnet.

"Die dritte Infektionswelle und Engpässe bei Vorprodukten dämpfen die Erholung der deutschen Wirtschaft", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Manager beurteilten ihre Lage günstiger als zuletzt, blickten aber skeptischer auf die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate.

Für die Industrie läuft es weiter sehr rund, allerdings erhielten die optimistischen Erwartungen einen Dämpfer. "45 Prozent der Unternehmen berichteten über Engpässe bei Vorprodukten - das ist der höchste Wert seit 1991", betonte Fuest. Im Verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima dennoch auf den höchsten Wert seit Mai 2018.

Die Kapazitätsauslastung konnte deutlich auf 86,2 Prozent zulegen und liegt damit erstmals seit knapp zwei Jahren wieder über dem langfristigen Durchschnitt. Die Industrie boome zwar, die Engpässe bei Vorprodukten wie Halbleitern seien aber die Schattenseite, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe zu Reuters. "Da ist Sand im Getriebe bei der Beschaffung, und zwar über fast alle Branchen hinweg." Der Aufschwung gehe weiter, aber mit gebremstem Tempo.

"Trotz guter Stimmung wird die Wirtschaft wohl weiter durchhängen, auch wegen Lieferkettenproblemen", sagte der Chefökonom vom Bankhaus Lampe, Alexander Krüger. "Entscheidend für den Konjunkturausblick bleiben rasche globale Impferfolge."

Getrübte Simmung im Dienstleistungssektor

Im Dienstleistungssektor trübte sich die Stimmung wieder etwas ein. Die Firmen waren weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lage. "Auch der zuletzt aufkeimende Optimismus ist wieder verschwunden." Während die Logistikbranche vom Aufschwung in der Industrie profitiere, litten insbesondere das Gastgewerbe und der Tourismussektor unter dem Lockdown. Im Handel zog das Geschäftsklima leicht an - nicht zuletzt wegen der besseren Lage etwa bei Autohändlern. Mit Blick auf die kommenden Monate hingegen habe der Pessimismus wieder merklich zugenommen. Im Bauhauptgewerbe verschlechterte sich laut Ifo die Stimmung der Betriebe ebenfalls. "Auch hier berichteten viele Unternehmen von Materialknappheit."

Ökonomen trauen der deutschen Wirtschaft nach einem corona-bedingten Rückgang zum Jahresauftakt 2021 für das laufende zweite Quartal spürbares Wachstum zu. Für das Gesamtjahr rechnen die führenden Forschungsinstitute mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 3,7 Prozent.