Die Konsumentenpreise erhöhten sich im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 1,9 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Rate noch 1,6 Prozent betragen. 

Besonders deutlich verteuerte sich abermals Energie, die gegenüber dem Vorjahresmonat 13,1 Prozent teurer war. Alle anderen Produktkategorien verteuerten sich unterdurchschnittlich. Die Preise von Dienstleistungen erhöhten sich auf Jahressicht um 1,1 Prozent. Die Preise von Lebens- und Genussmittel sowie von industriell gefertigten Gütern stiegen jeweils um weniger als ein Prozent. Die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel stieg von 0,7 auf 0,9 Prozent.

Erstmals seit zweieinhalb Jahren erreicht die Teuerung in der Währungsunion wieder den Zielwert der EZB. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Obwohl der Wert nun leicht überschritten wird und ein weiterer Anstieg erwartet wird, hat die Notenbank bereits erklärt, geldpolitisch nicht tätig zu werden. Sie betrachtet den Anstieg als zeitweilig, da er eine Folge des Preiseinbruchs in der ersten Corona-Welle vor einem Jahr sei. Auch die derzeitigen Engpässe im Welthandel, die viele Rohstoffe und Vorprodukte verteuern, erachtet die EZB bisher als temporär.

Der Teuerungsanstieg "heizt die Spannung mit Blick auf die anstehende Ratssitzung am 10. Juni ordentlich an", schreibt Elmar Völker von LBBW. Wer jetzt als von Negativzinsen geplagter Sparer oder Rentenanleger bereits ein Ende der Niedrigzinspolitik am Horizont sehe, der dürfte enttäuscht werden. Rufe nach einem Überdenken des aktuellen geldpolitischen Kurses gebe es zwar aus den Reihen der EZB-Notenbanker, diese dürften jedoch einstweilen in der Minderheit bleiben.

"Ein Grund hierfür ist nicht zuletzt die weiterhin gemässigte Kerninflation. Diese bildet eine wichtige Basis für die Einstufung des steilen Inflationsanstiegs als temporäres Phänomen seitens des EZB-Rats und bereitet den Boden für ein deutliches Wiederabsinken der Teuerung im kommenden Jahr. Aussichten auf eine Zinswende bleiben damit weit entfernt", so Völker.

(AWP/Reuters)