In der Numismatik - also dem Sammeln von wertvollen und speziellen Münzen - hat sich in den letzten Jahren ein klarer Trend entwickelt: "Wirklich seltene Sammlerstücke werden immer teurer. Hingegen leiden die tieferen Preissegmente etwas", sagt Marianne Rapp, Geschäftsleiterin vom Auktionshaus Rapp auf cash-Anfrage.

Diese Entwicklung hat damit zu tun, dass es für sehr vermögende Privatpersonen immer herausfordender wird, Geld aufzubewahren, ohne dabei einen Wertverlust hinnehmen zu müssen. Die Gebühren auf den Bankkonti steigen, ab einem gewissen Guthaben fallen gar Negativzinsen an. Obligationen befinden sich teils ebenfalls in negativen Territorien. Und mit Aktien sind zwar Gewinne möglich, aber auch Verluste nicht ausgeschlossen. Man sucht deshalb nach anderen Anlagemöglichkeiten.

Doch handelt es sich gemäss Rapp, in deren Auktionshaus in Wil SG regelmässig besonders wertvolle Münzen und Briefmarken unter den Hammer kommen, nur in Ausnahmefällen um reine Investoren ohne Interesse an den eigentlichen Sammlerstücken: "Die meisten Kunden verfügen einerseits über viel Kapital, andererseits aber auch über eine gewisse Affinität zur Materie."

cash stellt im Folgenden die drei kostbarsten Schweizer Münzen vor, die auch in einer Ausstellung im Auktionshaus Rapp in Wil ab dem 28. April betrachtet werden können:

Die teuerste Münze der Schweiz

«Fünflibers» Vorder+Rückseite

Vorder- und Rückseite eines «Fünflibers» aus dem Jahr 1886: Wert ca. 500'000 Franken.

Quelle: Auktionshaus Rapp

Die kostbarste Schweizer Münze mit einem aktuell geschätzten Wert von 500‘000 Franken ist das 5-Franken-Stück aus dem Jahr 1886. Die Münzstempel waren in einem derart schlechten Zustand, dass die Produktion nach einigen Stücken wieder eingestellt werden musste. Erkennbar ist die mindere Qualität durch den Kratzer, der durch die Brust der Helvetia geht.

Heute existieren nur noch fünf bekannte Exemplare davon. Zwei in privater Hand, drei im Besitze von Schweizer Museen. Doch: "Es ist wahrscheinlich, dass einige Stücke mehr geprägt wurden", meint Rapp.

Wer jetzt allerdings hofft, in der Migros oder im Coop als Rückgeld einen solchen kostbaren Fünfliber von der Kassiererin zu erhalten, hat kaum Erfolgsaussichten: Es handelt sich um eine Silbermünze. Die heutigen Münzen hingegen werden aus Kupfer und Nickel hergestellt. Trotzdem lohnt es sich, die eigene Münzsammlung genauer unter die Lupe zu nehmen: "Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass irgendwo in einem Tresor oder einer Schatulle noch ein Stück dieser seltenen Schweizer Münze schlummert", so Rapp.

Das «frivole Vreneli» mit der Stirnlocke

Vreneli Vergleich

Links ein normales Vreneli (Wert ca. 250 Franken), rechts ein seltenes «Stirnlocken Vreneli» (Wert ca. 150'000 bis 200'00 Franken).

Quelle: Auktionshaus Rapp

Das 20-Franken-Goldvreneli gilt als bekannteste Goldmünze der Schweiz. Geprägt wurden diese in den Jahren 1897 bis 1949 mit einer Gesamtauflage von 58,6 Millionen Exemplaren. Derzeit besitzt ein Goldvreneli einen Wert von ungefähr 250 Franken, wobei dieser variieren kann. Neben dem aktuellen Goldpreis spielt auch die Erhaltungsqualität und die Auflagenzahl des entsprechenden Jahrgangs eine Rolle.

Doch gibt es neben den üblichen Goldvreneli auch das viel seltenere "Stirnlocken Vreneli". 2016 wechselte ein solches für 172‘500 Franken den Besitzer. Besonders wertvoll macht diese Münze einerseits die geringe Stückzahl, andererseits auch die spezielle Geschichte dahinter: 1897 wurde ein Dutzend Probemünzen geprägt, in denen das Vreneli mit einer Stirnlocke zu sehen ist. Doch wurde bemängelt, dass diese Locke "dem Frauenzimmer ein frivoles Aussehen" gäbe, weshalb man sich dann für das normale Vreneli mit etwas weniger "Sexappeal" entschied.

Der «militante» Wilhelm Tell

Eine seltene 25-Franken-Goldmünze, die erst einmal in einer Auktion öffentlich angeboten wurde.

Links 25-Franken-Gold mit Wilhelm Tell und rechts 50-Franken-Gold mit der Statue der drei Eidgenossen (bisher noch nie gehandelt, daher kein Marktwert).

Quelle: Auktionshaus Rapp

Die derzeit seltensten Goldmünzen der Schweiz - da sie von der Schweizerischen Nationalbank gänzlich unter Verschluss gehalten werden - stammen aus den Jahren 1955 bis 1959. Geplant war damals, eine neue Goldwährung einzuführen. Dazu kam es jedoch nie. In den Jahren 2006 bis 2009 schmolz die SNB schliesslich einen erheblichen Teil dieser Münzen wieder ein.

Übrig blieb ein Restbestand von 20‘000 Stück pro Sorte und Jahrgang, wie die SNB vor einigen Jahren verlauten liess. "Die besagten Münzen sind Bestandteil der Goldreserven. Die Münzen wurden nicht an Sammler ausgegeben, und die Ausgabe ist auch nicht geplant", heisst es nun bei der SNB auf Anfrage von cash. Je ein Stück befindet sich aber dennoch in Privatbesitz (aus unbekannten Gründen). Ein Marktwert existiert bislang nicht, da diese noch nie den Besitzer gewechselt haben.

Die Sujets der Münzen waren zur Zeit der Prägung nicht frei von Kritik. Vor allem die lateinische Inschrift "IN ARMIS LIBERTAS ET PAX" (deutsch: Für Freiheit und Frieden durch Waffen) des 25-Franken-Stückes wurde vom Schweizerischen Friedensrat beanstandet. Was damals einen Wirbel verursachte, macht die Münze heute umso wertvoller.

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