Roche erleidet einen Rückschlag mit der Immuntherapie Tecentriq. Der Basler Pharma- und Diagnostikkonzern nimmt das Präparat für eine bestimmte Form von Blasenkrebs vom US-Markt. Dies in Absprache mit der dortigen Gesundheitsbehörde FDA. Tecentriq war im Zuge eines beschleunigten Zulassungsverfahrens ersten Patienten zugänglich gemacht worden.

Tecentriq ein wichtiges Medikament für Roche

Für Analysten kommt der Entscheid zwar überraschend. Allerdings versuchen sie die Wogen etwas zu glätten, zumal die Anwendung von Tecentriq bei anderen Krebsarten nicht vom Entscheid betroffen ist. Die Anleger scheinen diese Einschätzung nur bedingt zu teilen. Nach einem frühen Vorstoss auf 301,15 Franken gewinnt der Roche-Genussschein zur Stunde noch 0,1 Prozent auf 298,25 Franken.

Roche setzte mit Tecentriq im Schlussquartal letzten Jahres 723 Millionen Franken um. Auf das gesamte vergangene Jahr betrachtet steuerte das Krebspräparat sogar fast 3 Milliarden Franken zum Umsatz bei.

Vontobel zufolge ist die Ankündigung von Roches freiwilligem Rückzug aus einer Nischenindikation für Tecentriq in den USA zwar keine gute Nachricht, hat auf die Konzernperformance aber so gut wie keinen Einfluss. Betroffen seien bloss Umsätze in Höhe von rund 50 Millionen Franken. Die Zürcher Bank bestätigt deshalb ihre Kaufempfehlung bei einem Kursziel von CHF 400.

Auch bei Mirabaud Securities sieht man sich nicht zu Schätzungsanpassungen veranlasst. Auss Sicht der Genfer Privatbank ist Tecentriq von Roche dem Konkurrenzmedikament Keytruda von Merck noch immer überlegen. Auch sie rät deshalb mit einem Kursziel von 419 Franken zum Kauf des Genussscheins der Basler.

Wie es bei anderen Experten heisst, ist Roche jedoch auf Medikamente wie Tecentriq angewiesen, um der Umsatzerosion durch günstigere Nachahmerpräparaten bei Rituxan, Avastin und Herceptin Herr zu werden. Bei diesen drei Medikamenten gingen den Baslern im letzten Jahr gut 5 Milliarden Franken an Umsatz verloren.

Dividendentermin rückt näher

Diese Umsatzerosion ist mitunter ein Grund für die zuletzt eher etwas enttäuschende Kursentwicklung der Valoren von Roche. Zudem erweisen sich die zuletzt höheren US-Zinsen als belastend.

Am Freitag bei Handelsende kostete ein Genussschein keine 300 Franken mehr. Das sind fast vier Prozent weniger als noch zu Jahresbeginn. In etwas mehr als einer Woche werden die Valoren ex einer Dividende von 9,10 Franken je Titel gehandelt.