Die von Stefan Mühlemann gegründete Kredit-Plattform Loanboox hat in einer Finanzierungsrunde 22 Millionen Franken eingesammelt, wie der CEO in einem Interview mit Bloomberg News erklärte. Dadurch steige der Unternehmenswert auf 122 Millionen Franken. Zu den neuen Investoren gehören unter anderem die Deutsche Kreditbank AG, eine Tochter der Bayerischen Landesbank, sowie die Liechtensteiner LGT Gruppe.

"Das Geld soll unser Wachstum finanzieren", erklärte Mühlemann. Derzeit ist das Unternehmen auf dem Heimatmarkt Schweiz sowie in Deutschland, Österreich und Frankreich aktiv. "Bis Ende 2020 wollen wir alle wichtigen europäischen Märkte abdecken." Für ein Jahr später ist dann der Breakeven geplant.

Mit Loanboox hat er Gemeinden und anderen öffentlichen Schuldnern bislang Kredite über 10 Milliarden Franken vermittelt. Auf der Plattform können sie Kreditanfragen stellen. Banken und institutionelle Investoren bieten sich als Darlehensgeber an. Werden sich beide Seiten einig, schliessen sie über die Plattform einen Vertrag miteinander ab.

Inzwischen drängen auch traditionelle Banken und Finanzdienstleister auf den Markt für digitale Kommunalkredite. So hat beispielsweise die Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale gemeinsam mit Lucht Probst Associates die Plattform Komuno gegründet.

Keine Konkurrenz zu Banken

Auch wenn Mühlemann mit Loanboox typische Gebührenquellen von Banken beschneidet, sieht er sein Unternehmen nicht als deren Konkurrent. "Bei einem Viertel der Kreditgeber, die auf der Plattform aktiv sind, handelt es sich immerhin um Banken", sagte er. Unterm Strich hätten sich bereits etwa 350 Kapitalgeber und rund 1000 Kapitalsuchende angemeldet.

Mühlemann zufolge war die Finanzierungsrunde deutlich überzeichnet. Das Unternehmen habe sich aber entschieden, nicht mehr als 22 Millionen Franken einzusammeln - auch um sich unternehmerische Freiheiten zu bewahren. Gründer und Mitarbeiter halten noch 70 Prozent an Loanboox.

Mühlemann hatte einst Devisen für UBS und LGT gehandelt - und sich auch schon direkt danach als Unternehmer betätigt. In Basel stand er beispielsweise für seinen eigenen Essens-Lieferdienst hinterm Herd und in London liess er Wohnungen durch Schweizer Spezialisten renovieren. Sein Fintech startete dann Ende 2016, zunächst in der Schweiz.

(Bloomberg)