Die russische Wirtschaft werde dieses Jahr um bis zu 15 Prozent schrumpfen, die Inflation möglicherweise auf bis zu 30 Prozent steigen, sagte das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) am Dienstag voraus. "Bereits jetzt sehen wir in vielen Sektoren Lieferkettenprobleme aufgrund der Sanktionen", sagte Vasily Astrov, Russland-Experte beim wiiw.

Die drastischen Sanktionen des Westens werden laut wiiw jedoch die Fähigkeit Russlands zur Kriegsführung in der Ukraine erst mittelfristig beeinträchtigen. "Die russische Regierung hat noch genügend fiskalischen Spielraum, um den Krieg finanzieren zu können", so Astrov. Dem Land würden eher die Soldaten und die modernen Waffen ausgehen, aber nicht so schnell das Geld.

Auch ukrainische Wirtschaft leidet

Auch die Ukraine leide wirtschaftlich massiv. Die bisher direkt vom Krieg betroffenen Regionen, einschliesslich der Hauptstadt Kiew, erzeugten 53 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, hiess es. Die Ukraine habe mehr als die Hälfte ihrer Häfen verloren, von denen sie normalerweise vor allem Stahl und Getreide ausführe.

Die Aussichten seien zunächst düster, da viele Unternehmen den Betrieb einstellen und die Arbeitslosigkeit steigen könnte. Banken müssten sich auf enorme Verluste vorbereiten, weil Vermögenswerte beschädigt und Kredite nicht mehr bedient werden könnten, hiess es. Sollte die Ukraine geteilt werden, geht die Studie von einer starken Erholung nach Kriegsende aus für den Teil, der unabhängig bleibe. Nach diesem Szenario würden viele Flüchtlinge in die unbesetzte Ukraine zurückkehren und enorme Summen an Aufbauhilfe durch die EU und die USA seien zu erwarten.

(AWP)