"Wir sind gut gerüstet, die Herausforderung zu meistern, die das aktuelle Umfeld mit sich bringt", sagte der 50-Jährige am Mittwoch bei der virtuellen Hauptversammlung (Generalversammlung) des grössten deutschen Geldhauses.

Die Bank sei deutlich besser mit Kapital und Liquidität ausgestattet als vor ein paar Jahren. "Somit stellt sich die Frage nach einem potenziellen Einstieg nicht", antwortete er auf die Frage eines Aktionärs, ob die Bank ohne Staatshilfe durch die Coronavirus-Krise kommen wolle.

Allerdings sei es wichtig, die Bank noch "wetterfester" zu machen, da keiner die Zweit- und Drittrundeneffekte der Corona-Krise abschätzen könne, machte Sewing deutlich. Der Höhepunkt der Pandemie werde voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte 2020 erreicht. Wie viele Kreditausfälle auf das Institut am Ende zukämen, lasse sich noch nicht seriös abschätzen. Weltweit hätten bis Anfang Mai mehr als 120'000 Kunden Anfragen gestellt für Kreditstundungen. Dem Grossteil habe die Bank zugestimmt.

Massiver Stellenabbau

Auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner sieht das Frankfurter Geldhaus, das seit 2015 mehr als 15 Milliarden Euro Verluste angehäuft hat, auf einem guten Weg. Er verteidigte den im Sommer gestarteten, gut sieben Milliarden Euro teuren Umbau des 150 Jahre alten Instituts, bei dem 18'000 Mitarbeiter ihren Job verlieren.

"Diese Strategie ist die Grundlage dafür, unsere Bank wieder nachhaltig profitabel zu machen." Das Management um Sewing sei das richtige Team. Rückendeckung erhielten Sewing und Achleitner von Fondsmanager Andreas Thomae von der Deka, einem der Grossinvestoren der Deutschen Bank. "Das Management hat in den letzten zwölf Monaten gute Arbeit geleistet. Die Umbauarbeiten sind noch im vollen Gang, aber die Wende im Konzern ist vollzogen und ein Erfolg zeichnet sich ab."

Neuer Präsident 2022

Achleitner machte erstmals deutlich, dass er nach dem Ablauf seiner Amtszeit 2022 den Weg frei machen will für einen neuen Aufsichtsratschef. "Ich beabsichtige, mich der Verantwortung bis zum Ende meiner Amtszeit zu stellen", sagte der 63-Jährige. "Eine Wiederwahl strebe ich aber nicht an. Nach zehn Jahren in dieser Verantwortung muss dann auch genug sein." Der Manager steht seit Jahren in der Kritik. Viele Aktionäre werfen ihm vor, mitverantwortlich an der Misere des Instituts zu sein und falsche Personalentscheidungen getroffen zu haben.

Als ein geeigneter Nachfolger gilt Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer. Er steht wie der SPD-Politiker und Ex-Vize-Kanzler Sigmar Gabriel und die Rechtsexpertin Dagmar Valcarcel zur Wahl in den Aufsichtsrat.

Investoren signalisierten bereits ihre Zustimmung für die Wahl der drei, sie sehen bei Weimer aber mögliche Interessenskonflikte, sollte er 2022 den Vorsitz des Gremiums übernehmen. Weimer machte bei der Hauptversammlung der Deutschen Börse am Dienstag deutlich, er werde nicht an die Spitze des Aufsichtsrats der Bank wechseln, solange er Chef des Börsenbetreibers sei.

Zahmere Aktionäre

Generell mussten die Führungskräfte der Deutschen Bank dieses Jahr viel weniger Kritik von aufgebrachten Aktionären einstecken als sonst. Eine Moderatorin las 366 vorab eingereichte Fragen vor und Sewing, Achleitner sowie Finanzchef James von Moltke und Vize-Chef Karl von Rohr beantworteten diese im Akkord.

Ein sonst bei Hauptversammlungen der Deutschen Bank traditioneller Aspekt, der das Prozedere in der Vergangenheit immer verzögerte, fiel wegen der Regeln für das virtuelle Aktionärstreffen weg: Die Anteilseigner müssen diesmal nicht über die Abwahl von Achleitner als Versammlungsleiter abstimmen.

Doch die üblichen Proteste blieben nicht aus - wenngleich sie wegen des Kontaktverbots deutlich kleiner ausfielen als sonst. Vor den Türmen der Bank in der Frankfurter Innenstadt versammelten sich fünf Demonstranten von Attac. Das Ordnungsamt erlaubte nicht mehr. Auch Achleitner selbst sieht Vorteile in der persönlichen Auseinandersetzung mit den Aktionären: "Mir fehlt die Dynamik einer Präsenzveranstaltung, aus der ich als Versammlungsleiter auch immer Energie ziehe."

(Reuters)