Die Nervosität der Anleger an den Finanzmärkten bleibt vor allem mit Blick auf das Coronavirus, den Problemen des hoch verschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande sowie einer wohl bald etwas weniger grosszügigen Geldpolitik der US-Notenbank Fed hoch. Zudem steht in der neuen Woche eine wichtige Anhörung von Managern von Kryptowährungsunternehmen im US-Repräsentantenhaus an.

Am Sonntagvormittag kostete ein Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp um die 49 500 US-Dollar und damit in etwa so viel wie am Samstagabend. Am frühen Samstag war der Kurs der grössten und bekanntesten Digitalwährung in weniger als einer Stunde um rund ein Fünftel auf knapp 42 000 Dollar eingebrochen. Ether, nach dem Bitcoin die zweitgrösste Digitalwährung, zeigte einen ähnlichen Kursverlauf.

Ein genauer Grund für das plötzliche Absacken des Bitcoin-Kurses war Experten zufolge nicht direkt ersichtlich. Einer verwies auf die gerade am Wochenende - in dann weniger liquiden Märkten - teils grösseren Schwankungen bei Kryptogeld. Stossen dann einzelne Investoren grössere Positionen ab, kann das stark auf den Kurs drücken.

Hinzu kommt eine aktuell ohnehin eher etwas angespannte Stimmung an den Finanzmärkten. Gründe sind die Ungewissheit über die Folgen der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus sowie die Erwartung, dass die Fed - gezwungen durch die hohe Inflation - ihre in der Corona-Krise zur Konjunkturstützung aufgelegten Anleihekäufe schneller zurückfahren dürfte als noch vor kurzem erwartet.

Zusätzlich auf die Stimmung drückte am Wochenende eine Warnung des chinesischen Immobilienriesen Evergrande vor möglichen Zahlungsschwierigkeiten. Der Konzern steckt bereits seit Monaten in einer tiefen Krise und gilt als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Es muss dringend Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihengläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Der Konzern ist so gross, dass einige Experten eine "Ansteckungsgefahr" für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus befürchten.

Vor diesem Hintergrund könnten auch die Aktienmärkte weiter unter Druck geraten. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex Dax und den US-Leitindex Dow Jones Industrial am Sonntag unter ihren Schlussständen vom Freitag.

In der neuen Woche richten sich die Blicke der Krypto-Anleger aber auch auf eine Anhörung der Chefs von Unternehmen aus dem Bereich, etwa des Handelsplatzes Coinbase, vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses. Sie steht am Mittwoch auf der Agenda.

Die Furcht vor einer forcierten Regulierung von Bitcoin & Co könnte zumindest kurzzeitig auf der Branche lasten, sollten sich die Verantwortlichen für eine härtere Regulierung aussprechen, erklärte Analyst Timo Emden von Emden Research. Gerade eine Regulierung in den USA könnte einen signifikanten Einfluss auf die Kurse ausüben. Allerdings: Auch wenn eine härtere Gangart zunächst wohl negativ wäre, sei die notwendig, damit Kryptowährungen als seriöse Anlageklasse reifen können. Und das wäre am Ende positiv.

(AWP)