Bitcoin Suisse hat vom Absturz der Kryptokurse sogar profitiert. Während der Bitcoin-Kurs im zweiten Quartal um fast 50 Prozent einbrach – allein am 19. Mai in einer Stunde um 22 Prozent –, machten die Zuger hervorragende Geschäfte.

Fürs erste Halbjahr weist der Kryptopionier Rekorderlöse von 70 Millionen Franken aus, rund 56 Millionen mehr als im Jahr davor. Auch der Gewinn stieg auf Rekordniveau, genaue Zahlen gibt es keine.

"Für uns als Broker sind die Schwankungen gut, die Aktivität der Kunden ist dann umso stärker", sagt ein Firmensprecher. Zudem könne man durch ein sogenanntes Multi-Kryptobörsen-Setup selbst in extrem volatilen Phasen handeln, während zahlreiche Kryptobörsen ihre Dienste einstellen.

Die Kunden waren höchst aktiv. Im zweiten Quartal legte die Handelsaktivität zur Vorjahresperiode um 390 Prozent zu. Brokerage und Trading sind die wichtigste Einnahmequelle.

Dabei könnte das von Arthur Vayloyan und Niklas Nikolajsen geführte Unternehmen noch stärker wachsen. Denn mit Mindestanlagen hat man sich selbst eingebremst. Für neue Privatkunden gilt seit dem Frühjahr die Einstiegshürde von 100'000 Franken. Zu viele Ressourcen waren im Onboarding gebunden.

Die Zeit für bestehende Kunden, darunter viele frühe Bitcoin-Investoren, wurde knapp. Mit der Hürde fühlt man sich nicht wohl. "Wir wollen die Mindestanlage so schnell wie möglich senken", sagt der Firmensprecher. Ein genauer Zeitpunkt lasse sich noch nicht definieren. Ein Engpass ist das Personal.

Dies, obwohl der Personalbestand binnen eines Jahres schon von 120 auf 260 stieg. 28 Jobs, vor allem in der IT-Abteilung, sind vakant. Die Firma wächst rasant, aber nicht immer läuft alles nach Plan.

Da die Finma "Schwächen im Geldwäscherei-Abwehrdispositiv" feststellte, zog man den Antrag für eine Banklizenz zurück. "Wir können nicht sagen, ob und wann wir uns wieder für eine Lizenz bewerben. Momentan fokussieren wir uns auf das bestehende Geschäft", sagt der Sprecher. 

Dieser Artikel erschien in der Bilanz 10/2021.

Erich Gerbl
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