Bitcoin ist von fast 65'000 Dollar Mitte April auf bis zu 33'400 Dollar im vergangenen Monat gefallen. Zuletzt hat es eine leichte Erholung im Kurs der weltgrössten Kryptowährung auf gut 40'000 Dollar gegeben. Die Erwartungen der Bitcoin- und Kryptofans, dass der Kurs bald wieder kräftig ansteigt und die bisherige Rekordmarke übertrifft, sind immens. Dies zumindest zeigen fiebrige Aktivitäten auf Social Media. 

Für die Investment Strategy Group (ISG) erfüllt Bitcoin die Voraussetzungen für eine "investierenswürdige" Anklageklasse für durchschnittliche Klein- und Privatanleger allerdings nicht. "Obwohl das Ökosystem digitaler Vermögenswerte die Zukunft von allem revolutionieren könnte, heisst dies nicht, dass Kryptowährungen eine investable Anlageklasse sind", schreiben die Analysten in einer Nachricht an Retail- und Privatkundinnen und -kunden. 

Für das Goldman-Sachs-Team hinter diesem Schreiben muss eine Anlageklasse drei der fünf folgenden Voraussetzungen erfüllen: 

  • Erzeugen eines stetigen, verlässlichen Cash-Flows auf vereinbarter Basis, wie bei Anleihen
  • Erzeugen von Einkommen durch Anteil am wirtschaftlichen Wachstum, wie bei Aktien
  • Ermöglichen von konsistenter und verlässicher Diversifikation
  • Dämpfen von Volatilität
  • Nachweis einer konsistenten und verlässlichen Möglichkeit zur Absicherung gegen Inflation oder Deflation im Sinne eines Wertspeichers

Laut Goldman Sachs erfüllt Bitcoin keines dieser Kriterien. Die Analysten schreiben aber auch, dass die Datenlage zu Kryptowährungen limiteirt und zum Teil von "schwacher" Qualität seien. 

Der Anlagekommentar ist zu einem Zeitpunkt veröffentlicht worden, in dem die Grossbank ihre Krypto-Angebot an institutionelle Kunden ausbaut. Die Bank hat dieses Jahr ein Handelsdesk eröffnet, das sich auf Bitcoin konzentriert. Laut dem Finanznachrichtendienst Bloomberg will Goldman Sachs auch Optionen und Futures auf Krypto-Assets anbieten. 

Kein Widerspruch zu Bitcoin-Angebot für Institutionelle? 

Einen Widerspruch zur Warnung vor Bitcoin gegenüber Retailkunden sieht die Bank allerdings nicht. Kleinere Anlegerinnen und Anleger werden als Finanzmarkteilnehmer betrachtet, die aufgrund ihrer beschränkten Vermögen keinen Zugang zu Portfoliostrategien besitzen, die hohe Volatilität erträglicher machen. Deswegen müssten sie von den sehr schwankungsanfälligen Kryptowährungen Abstand nehmen. 

 

 

Laut den für das Schreiben verantwortlichen Analysten müsste angesichts der "Risiko-, Rendite- und Unsicherheitscharakteristika" von Bitcoin ein 1-prozentiger Portfolioanteil von Kryptowährungen einen jährlichen Ertrag von 165 Prozent einbringen. Bei 2 Prozent in der Anlage-Allokation müssten 365 Prozent Rendite drinliegen. Bitcoin habe bisher nur eine annualisierte Rendite von 69 Prozent erbracht.

Des weiteren halten die Goldman-Sachs-Experten Bitcoin immer noch für unsicher und anfällig auf Hacker und Cyberkriminelle, gegen die sich Privatanleger weniger wehren könnten als im "traditionellen" Finanzmarkt.

(Bloomberg/cash)