Nach Einschätzung des Kryptowährungsexperten Tom Lee ist Bitcoin wieder im Bullenmarkt angekommen. Nicht ungewöhnlich für "Cracks" wie Lee ist, dass er auch gleich einen neuerlichen Anstieg auf 14'000 Dollar andeutet. Jedenfalls, so Lee, wäre dort der "faire Wert" der nach wie vor grösstkapitalisierten Kryptowährung der Welt.

In den vergangenen Wochen hat Bitcoin tatsächlich einen massiven Sprung genommen. Ende März stand Bitcoin bei 3900 Dollar, gegenwärtig bewegt sich der Kurs wieder bei 5432 Dollar. Vor wenigen Tagen erreichte die Internetdevise das Jahreshöchst bei 5578 Dollar.

Der Kurs Bitcoin-Dollar seit Anfang 2019 (Grafik: cash.ch). 

Bitcoin ist damit zwar nicht mehr wert als letzten November und immer noch viel weniger als vor einem Jahr, als der Kurs kurz die 10’000-Dollar-Marke überschritt. Aber in der Kryptowelt entflammt der Optimismus schnell, wenn ein Kurs wieder ansteigt.

Dass der Bitcoin-Kurs Anfang April die Marke von 4200 Dollar überschritten hat, wird indessen als wichtiges charttechnisches Signal gesehen. Diese Marke wird am Markt als ein Wendepunkt betrachtet: "Charttechnisch hat Bitcoin Boden gefunden", sagt Adrian Gut, Senior Trader bei Crypto Broker in Zürich, auf Anfrage von cash. Dass Bitcoin am 2. April 4200 Dollar überschritten habe, sei ein Signal gewesen. "Nachdem der Markt seit Anfang 2018 im Bärenmodus war, sehen viele Investoren wieder einen Bullenmarkt."

«Goldenes Kreuz» beflügelt Fantasien

Beobachter betonen, dass der Kurs sich in den vergangenen Wochen auf seinem höheren Niveau konsolidieren konnte. Bitcoinexperte Lee führt dies darauf zurück, dass Krypto-Grossinvestoren an den Markt zurückgekehrt seien. Diese hatten zuvor Kasse gemacht und kehrten in den Handel zurück. Marktgerüchten zufolge hatten die so genannten "Bitcoin-Wale" sogar konzertiert gehandelt, um den Preis nach oben zu treiben.

Allerdings bleibt die Volatilität bei Bitcoin hoch. Wie es weitergeht, ist unter den Kryptofans und Experten umstritten. Sören Hettler, Analyst bei der DZ Bank in Frankfurt, sieht auch externe Gründe für den jüngsten Kursanstieg: "Im Vorfeld bedeutender politischer Entscheidungen steigt der Bitcoin-Kurs in der Regel. Ende März sahen wir dies im Zusammenhang mit dem Brexit, der ursprünglich für den 29. März geplant war." Ein weiteres solches Ereignis sei aber nicht unmittelbar wieder auszumachen. 

In den Sozialen Medien wiederum ist in den vergangenen Tagen viel über das "Goldene Kreuz" diskutiert worden. Dabei handelt es sich um ein charttechnisches Muster, bei dem ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt einen langfristigen gleitenden Durchschnitt von unten nach oben durchbricht. Konkret hat vor kurzem der 50-Tage-Durchschnittskurs den 200-Tage-Durchschnittskurs überflügelt.

Verwendet man dieses Muster als Grundlage, nimmt Bitcoin Kurs auf 6000 Dollar und mehr. Das Goldene Kreuz hat durchaus psychologische Wirkung. Kryptobroker Gut sagt: "Der Markt ist im Moment auch stark retailgetrieben. In Japan bieten Banken ihren Retailkunden mittlerweile Bitcoin an. Gerade das chartechnische Signal des ‘Golden Cross’ wird dort sehr beachtet, somit fliesst Geld in Bitcoin". Bevor der Kurs über 6000 Dollar gehe, könne es aber auch wieder zu Gewinnmitnahmen kommen. Diese wurden in den vergangenen Wochen bei anderen Kryptowährungen beobachtet. 

Tom Lee übrigens will seine 14'000-Dollar-Prognose nicht als Kursziel verstanden wissen. In vergangenen Jahr, als Bitcoin von über 17'000 Dollar auf 3200 Dollar fiel, hatte er mit seinen sehr optimistischen Prognosen auch Kritik auf sich gezogen. Analyst Hettler von der DZ Bank ruft auch ein weiteres Basis-Merkmal von Bitcoin in Erinnerung, nämlich jenem, dass die Kryptowährung nach wie vor nicht mit anderen Anlageklassen vergleichbar sei: "Das grundlegende Problem der allgemeinen Akzeptanz bei Bitcoin hat sich weiterhin nicht verändert, ob der Kurs nun bei 3000 oder 5500 Dollar steht."