Die Galerie "Thomas Ammann Fine Art" in Zürich ist verschwiegen und hat stets das Rampenlicht gemieden. Doch mit dem Verkauf des Gemäldes "Shot Sage Blue Marilyn" von Andy Warhol am Montag bei Christie’s in New York ist die Galerie plötzlich in aller Munde.

Das Werk brachte am Montag die Rekordsumme von 195 Millionen Dollar ein. Das Porträt mit Monroe ist damit das teuerste je versteigerte Kunstwerk aus dem 20. Jahrhundert. Das teuerste jemals versteigerte Gemälde ist "Salvator Mundi", das Leonardo da Vinci zugeschrieben wird und 2017 bei einer Auktion 450,3 Millionen Dollar erzielte.

Kontakte zu Künstlern

Wer steckt hinter der Warhol-Auktion, fragen sich viele Kunstexperten. Die Spur führt in die Schweiz, nach Zürich. 

Das Gemälde wird von einer gewissen "Thomas and Doris Ammann Foundation Zurich" verkauft. Die Stiftung ist erst seit rund einem Jahr im Handelsregister eingetragen, wie der "Tages-Anzeiger" schreibt. Wie der Name der Stiftung schon sagt, gründet sie auf dem gebürtigen Thurgauer Thomas Ammann und dessen gleichnamiger Galerie, die er zusammen mit seiner Schwester aufgebaut hatte. 

Als Sohn eines Transportunternehmers reiste Ammann oft und knüpfte bereits früh Kontakte zu Künstlern, darunter auch zu Andy Warhol. Diese Passion brachte ihn in die illustren Kunstkreise in den USA und er investierte schon früh in deren Werke.

Die Familie des Transportunternehmens Ammann aus Ermatingen hatte ihm ermöglicht, zu einem der renommiertesten Kunsthändler zu werden. Er sammelte Werke von Cy Twombly, Martin Kippenberger und natürlich Andy Warhol. Einen Teil der Sammlung konnte Ammann auch dank der Unterstützung von Alexander Schmidheiny erwerben, der aus der bekannten Schweizer Unternehmerfamilie stammte, die sich mit der Herstellung von Zement und Eternit einen Namen machte. 

Thomas Ammann starb aber Anfang der 1990er Jahre im noch jungen Alter von 43 Jahren.

Alles für wohltätige Zwecke

Ammann agierte international in den besten Kreisen, blieb aber in der Schweiz stets unter dem Radar. Er legte Wert auf Diskretion und hielt seine Galerie am Zürichberg bedeckt, suchte nie die Öffentlichkeit. Nach dem Tod von Ammann übernahm seine Schwester Doris Ammann die Galerie und die Sammlung. Im März vergangenen Jahres verstarb sie im Alter von 73 Jahren.

Mit dem Tod der Schwester kann der Bogen zur heutigen Auktion bei Christie’s gespannt werden. Da beide Geschwister keine Nachkommen haben, war im Testament festgehalten, die Sammlung zu verkaufen und das Geld bedürftigen Kindern zugutekommen zu lassen. Darum kümmert sich der langjährige Lebenspartner von Doris Ammann, Georg Frei. Er nahm bereits früh Kontakt mit Christie’s auf, wie der "Tages-Anzeiger" schreibt. Christie’s und Sotheby’s liefern sich seit Jahren einen Wettstreit um Sammlungen, die aufgelöst werden.

Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der "Handelszeitung" unter dem Titel: "Wie die Zürcher Galerie Ammann mit Warhol den grossen Coup landete"