Die Nachricht schlug am 14. Januar wie eine Bombe ein. Kuoni verkauft sein historisches Stammgeschäft, das Reiseveranstalterbusiness, bis Ende Jahr. Kuoni-Kunden waren verunsichert, die Konkurrenz überrascht, Aktionäre erfreut.

Zwei Monate sind inzwischen vergangen, und es haben einige Unternehmen ihr Interesse an der Einheit - oder an Teilen davon - kundgetan. So unter anderem Hotelplan, Tui (Suisse), der ägyptische Unternehmer Samih Sawiris oder die Dubai National Air Travel Agency (Dnata), eine Tochtergesellschaft von Emirates.

"Wir haben sehr viele Interesse für alle unsere Geschäfte erhalten", sagt Kuoni-CEO Peter Meier im cash-Video-Interview am Rande der Bilanzmedienkonferenz. Er bezifferte die Anzahl der Interessenten, mit denen Kuoni schon geredet hat, nicht.

Kuoni bezeichnet das zu veräussernde Reiseveranstaltergeschäft als "sehr attraktive Braut" - dies trotz der mageren Ebit-Marge von 0,3 Prozent. Zu diesem so genannten Outbound-Geschäft gehören die Märkte Schweiz, Skandinavien, Benelux, Grossbritannien, Indien und Hongkong. 

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das Geschäft bis Ende Jahr verkaufen können. Falls das nicht geschieht, müssen wir uns neu ausrichten", sagt Meier weiter zu cash. Derzeit operiere Kuoni beim geplanten Verkauf des Geschäfts ohne Plan B. "Und Plan A heisst Verkauf der Einzeleinheiten bis Ende Jahr, ohne diese aufbrechen zu müssen."

Aktie zuletzt massiv gestiegen

Präzisierend sagte Meier an der Medienkonferenz, es sei möglich, dass sowohl einzelne Einheiten, Kombinationen oder das Geschäft als Gesamtpaket verkauft werde. Das Schweiz-Geschäft von Kuoni, unter das auch die Reisebüros fallen, werde sicher nicht weiter aufgespalten, sondern stehe nur als ganze Einheit zum Verkauf. 

Kuoni hat bereits im Jahr 2013 damit begonnen, dass Reiseveranstaltergeschäft teilweise zu verkaufen. So veräusserte Kuoni 2013 die Outbound-Aktivitäten in Frankreich. Das zukünftige Business von Kuoni wird ohne Reiseveranstaltergeschäft wohl berechenbarer, es ist auch mit höherem Umsatzwachstum zu rechnen. Hohe Margen bringt derzeit das Visageschäft.

Ob Kuoni es schafft, das Reiseveranstaltergeschäft bis Ende Jahr zu verkaufen, steht in den Sternen. Schwer dürfte es insbesondere werden, die Einheit als Ganzes zu verkaufen. Ein Nicht-Gelingen des Planes A von Kuoni wäre schlecht für den Kurs der Kuoni-Aktie, die seit Oktober letzten Jahres gegen 50 Prozent zugelegt hat.

Analysten sind sich etwas uneins über die Weiterentwicklung der Kuoni-Aktie. Für J. Safra Sarasin hat der Titel nur noch wenig Potenzial. Das Kursziel beläuft sich auf 346 Franken (derzeit: 337 Franken). Die Bank Vontobel dagegen sieht die Aktie auf 420 Franken steigen.

Neue Ziele

Am Dienstag sank die Kuoni-Aktie bis zu 4 Prozent. Der Reingewinn sank 2014 leicht um 2,6 Prozent auf 67,4 Millionen Franken. Darin enthalten sind bereits 2 Millionen an Kosten für den Verkauf der Reiseveranstalteraktivitäten. Der EBIT fiel indes um 24 Prozent auf 85,7 Millionen Franken, war aber im Vorjahr von Sondereffekten begünstigt. 

Der aktuelle Geschäftsverlauf zeigt sich gemischt. Bei den neuen drei Divisionen stiegen die Buchungsstände und Nettoerlöse in Franken bei GTD per 8. März um 11 Prozent, bei GTS fielen sie indes um 14 Prozent zurück. VFS (Visa) verarbeitete 10 Prozent mehr neue Anträge. Die nicht-fortgeführten Aktivitäten (Outbound) lagen um 14 Prozent im Minus. Derweil gab Kuoni auf Basis der neuen Struktur neue mittelfristige Ziele bekannt. So soll bis 2017 eine EBIT-Marge von mindestens 3 Prozent erzielt werden. 

Im Video-Interview mit cash äussert sich Peter Meier auch zur Reaktion der Kuoni-Aktie am Dienstag.