Novartis ist punkto Börsenwert das zweitgrösste Unternehmen im Swiss Market Index (SMI). Der Gesundheitskonzern aus Basel ist beim Leitindex für 19 Prozent der Gesamtkapitalisierung verantwortlich. Doch schon seit Wochen schwächelt das Schwergewicht. Alleine in den letzten sieben Handelstagen sind seine Kurse um knapp 6 Prozent gefallen, was den SMI gut 100 Punkte kostete. Vom Rekordhoch vom Sommer 2015 aus betrachtet errechnet sich sogar ein Minus von 30 Prozent.
Am kommenden Mittwoch legt Novartis das Jahresergebnis vor. Die Nervosität ist gross, wird hinter dem jüngsten Kurseinbruch doch ein Vorbote für ein enttäuschendes Schlussquartal vermutet. Eine Meldung an die Schweizer Börse SIX, wonach sich die Capital Group von weiteren Aktien getrennt hat, verstärkt diesen Verdacht eher noch. Neu hält die US-Fondsgesellschaft noch 3,14 Prozent der Stimmen, nach 4,98 Prozent zuvor.
Gleich mehrere selbstverschuldete Baustellen
Die Probleme der Basler sind nicht neu und sie sind vorwiegend hausgemacht. Da wären mal die beiden zukünftigen Hoffnungsträger Entresto (Herzinsuffizienz) und Cosentyx (Schuppenflechte), welche sich in den ersten neun Monaten des letzten Jahres schleppender als erwartet verkauften. Nicht zu vergessen das vom Patentablauf betroffene Leukämiemedikament Glivec. Schon seit Monaten nagen günstigere Nachahmerprodukte bei diesem Präparat am Umsatz. Novartis ist dringend auf eine Belebung bei den noch jungen Medikamenten angewiesen, um diesen Umsatzverlust auffangen zu können.
Schon seit Tagen steht die Novartis-Aktie trotz Nachrichtenflaute unter Druck; Quelle: www.cash.ch
Und als ob das alles nicht schon genug wäre, macht auch die in der Augenheilkunde tätige Tochter Alcon Probleme. Ihr wird ein in die Jahre gekommenes Produktangebot nachgesagt. Doch auch weil der Turnaround nur schleppend vorankommt, sind ausserordentliche Abschreibungen auf dem bilanztechnisch aktivierten Übernahmepreis von rund 50 Milliarden Franken deshalb ein immer wieder heiss diskutiertes Thema.
Amerikanische Investmentbank verteidigt die Aktie vehement
Alle diese Faktoren dürften bei Novartis auch im Schlussquartal auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung gedrückt haben. Viele Analysten rechnen am kommenden Mittwoch in diesem Zusammenhang zudem mit einem vorsichtig abgefassten Ausblick für 2017. Die Konsensschätzungen für das vierte Quartal liegen bei einem um 1,3 Prozent tieferen Umsatz von 12,4 Milliarden Dollar und einem im Jahresvergleich mehr oder weniger gehaltenen operativen Kerngewinn von 3,04 Milliarden Dollar. Für das Jahr 2017 ist aus heutiger Sicht hingegen von einer stabilen Umsatzentwicklung und einem leicht rückläufigen operativen Kerngewinn zu rechnen.
In einer Studie zum europäischen Pharmasektor räumen auch die Autoren der amerikanischen Investmentbank Jefferies ein, dass Novartis möglicherweise einen vorsichtigen Ausblick abgeben könnte. Allerdings lassen sie sich nicht davon abbringen, die Aktie auf der weltweiten Rangliste der zu favorisierenden Pharmawerte vom vierten auf den zweiten Platz anzuheben. Der Nervosität im Vorfeld der Jahresergebnispräsentation von Mitte nächster Woche zum Trotz halten sie sowohl an ihrer Kaufempfehlung als auch am Kursziel von 90 Franken fest.
Damit befinden sich die Experten in guter Gesellschaft. Gemäss Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP empfehlen acht von 23 Analysten die Aktie zum Kauf und nur einer zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel wird mit 82 Franken angegeben, was deutlich über den aktuellen Notierungen bei 71 Franken liegt (Stand Freitagmorgen).