Zwar hat die deutsche Finanzaufsichtsbehörde Bafin den Anlegern bis zum 18. April untersagt, Short-Positionen auszubauen. Aber es stellt sich die Frage, wie die Regel umgesetzt wird und ob sie auf alle Arten von Finanzprodukten angewendet werden kann.

Wirecard stand im vergangenen Monat unter Druck, nachdem die "Financial Times" in einer Reihe von Artikeln über Betrugsverdacht im Büro in Singapur des Unternehmens berichtet hatte. Obwohl Wirecard wiederholt Fehlverhalten bestritt, haben Anleger vor dem umstrittenen Schritt der Bafin ihre Wetten auf fallende Aktienkurse erhöht. Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr die Commerzbank im deutschen Leitindex DAX abgelöst hatte, hat in den letzten Wochen rund ein Drittel seines Werts verloren.

Der Handel in einer Vielzahl von Wirecard-basierten Derivaten geht weiter. Das ist nicht ausdrücklich verboten. Die Aufsichtsbehörde konzentriert sich auf Anleger, die ihre Netto-Short-Positionen ausbauen, was bedeutet, dass der Kauf von Wirecard-basierten Kontrakten weiterhin gegen das Verbot verstossen könnte, je nachdem wie die Positionen beurteilt werden. Die deutsche Aufsichtsbehörde und Wirecard lehnten eine Stellungnahme ab.

Der Wirecard-Vorstandsvorsitzende Markus Braun sagte in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass Wirecard die Schutzmassnahmen der Aufsichtsbehörde nicht gefordert habe, an ihnen sei laut einer internen Untersuchung „nichts dran“.

Im Folgenden sind vier Möglichkeiten zur Positionierung für einen möglichen Wirecard-Kursrutsch aufgezeichnet:

Put-Optionen
Die Derivatebörse Eurex bietet den Handel mit Put-Optionen auf Wirecard an. Die Kontrakte erzielen einen Gewinn, wenn die Aktien des Unternehmens fallen. Nach von Bloomberg zusammengestellten Daten wurden in der vergangenen Woche durchschnittlich 5400 Kontrakte täglich gehandelt. Die Deutsche Börse, Betreiberin der Eurex und der Frankfurter Wertpapierbörse, listet Tausende von Wirecard-basierten Papieren auf. Der Handel mit den Zertifikaten sei nicht ausgesetzt, sagt ein Sprecher.

Optionsscheine, Knock-Outs
Die Börse Stuttgart bietet strukturierte Produkte auf ihrer Euwax-Derivate-Plattform an. Die Website der Börse listet rund 6500 verschiedene Papiere auf, von Optionsscheinen bis zu sogenannten Knock-outs mit Wirecard als zugrunde liegendes Wertpapier. Put-Produkte auf Wirecard werden in Stuttgart immer noch gehandelt, sagt ein Sprecher der Börse.

Faktor-Zertifikate
Händler an der Stuttgarter Börse können so genannte Faktor-Zertifikate kaufen, die Wetten gegen Wirecard ermöglichen. Der von der Unicredit Bank begebene Kontrakt mit einem sechsfachen Hebel kletterte Anfang Februar von etwa 34 auf rund 85 Euro, nachdem in der "Financial Times" erstmals über mutmasslichen Bilanzierungsbetrug berichtet wurde. Die Papiere sind seither auf rund 4 Euro abgesackt. Unicredit, die sich zu den Wertpapieren nicht äussern will, bietet andere inverse Produkte an, die an Wirecard gebunden sind.

Synthetische Shorts
Es ist kompliziert, aber die Anleger können einen so genannten synthetischen Short aufbauen. Der Vorgang umfasst den Verkauf von DAX-Futures und den anschliessenden Kauf aller im Index enthaltenen Aktien laut ihren Gewichtungen mit Ausnahme von Wirecard.

(Bloomberg)