Zwei Prozent mehr Lohn sollen Bankangestellte gemäss einer Forderung des Schweizerischen Bankpersonalverbands (SBPV) im neuen Jahr erhalten. Die drastischen Sparmassnahmen im Sektor würden Wirkung zeigen, trotz grossem Margendruck wiesen die Banken erfreuliche Ergebnisse aus, heisst es in einer Medienmitteilung vom 15. September. Darüber hinaus seien die Konjunkturprognosen der Schweizer Wirtschaft für 2018 "weiterhin rosig".

Diese Forderung des SBPV von Mitte September schliesst sich nahtlos an diejenigen des Arbeitnehmerverbandes Angestellte Schweiz, des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) und des Gewerkschaftsdachverbandes Travail.Suisse an: Sie alle wollen für 2018 eine zweiprozentige Lohnerhöhung.

Unternehmen sind wieder grosszügiger

Ganz so viel dürfte es nicht werden, aber immerhin mehr als in den Jahren zuvor: In einer grossen Befragung von 254 Unternehmen im August kommt die Lohntendenzen-Prognose von know.ch zum Schluss, dass der Zielkorridor 2018 im Schnitt bei ungefähr 1 Prozent bis 1,1 Prozent mehr Lohn liegen wird.  Im Vorjahr betrug die Erhöhung im Schweizer Durchschnitt über alle Branchen noch 0,89 Prozent.

26,4 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen plant eine Erhöhung zwischen 0,75 bis 1 Prozent. Nur knapp 7 Prozent wollen die Löhne gänzlich unverändert lassen, während etwa gleich viele sogar Erhöhungen von über 2 Prozent anstreben.

Geplante Lohnerhöhungen für 2018, 254 befragte Unternehmen, Quelle: know.ch

Wieso zahlen die Firmen plötzlich wieder mehr? "Das dürfte hauptsächlich auf die etwas besseren Wirtschaftsaussichten zurückzuführen sein, weniger auf die Teuerung, die weiterhin niedrig bleibt", sagt dazu auf cash-Anfrage Andreas Kühn, Geschäftsleiter von know.ch.

Das St. Galler Beratungsunternehmen know.ch führt seit 2001 die Lohntendenzen-Prognose durch. Für die Erhebungen werden Personen aus Unternehmen befragt, die aus erster Hand über Lohnerhöhungen informiert sind. Derzeit sind etwa 900 kleinere, mittlere und grosse Unternehmen bei Lohntendenzen.ch registiert.

Zwei Branchen mit besonders guten Aussichten, zwei mit besonders schlechten

Wer letztlich mehr Lohn bekommt und wer nicht, ist auch eine Frage der Branche: "Arbeitnehmer aus den Bereichen Pharma und Informatik haben für 2018 die besten Aussichten auf eine Lohnerhöhung", so Kühn. Bei der Informatik plant gemäss Erhebung knapp die Hälfte der Unternehmen Lohnerhöhungen von über 2 Prozent und drei Viertel der Pharmaunternehmen eine solche von über 1,5 Prozent.

Am unteren Ende finden sich einerseits das Gastgewerbe, wo keine der befragten Firmen eine Erhöhung von mehr als 1 Prozent plant, und andererseits das Gesundheitswesen, in welchem knapp ein Drittel zwischen 0,25 bis 0,5 Prozent erhöhen will. Während das Gastgewerbe die letzten Jahre unter dem starken Franken verbunden mit einem Tourismusrückgang litt, ächzt die Pflege unter dem Kostendruck in der Gesundheitsbranche.

Auch wenn sich alles in allem für 2018 über die gesamte Wirtschaft eine Erholung bei den Löhnen andeutet: In der Vergangenheit gab es schon deutlich grosszügigere Lohnrunden: 2009 stiegen etwa die Reallöhne in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik im Schnitt um 2,6 Prozent an. Seither betrugen die jährlichen Lohnanstiege stets 1 Prozent oder weniger.

Wegfall der Teuerung verändert alles

Dazu Kühn: "Seit 2011 ist die Lohnfestsetzung nicht mehr wie vorher." Die Unsicherheit sei durch den Wegfall der Teuerung deutlich grösser, das Vertrauen in traditionelle Indikatoren und Prognosen rückläufig. Als Folge gingen generelle, also über die ganze Belegschaft verteilte, Lohnerhöhungen drastisch zurück. "Der Hauptteil der Erhöhungen erfolgt heute durch individuelle Anstiege."

Für Arbeitnehmer bedeutet dies, dass sie in den Lohngesprächen - die traditionellerweise zwischen den Monaten Oktober und Dezember stattfinden - besonders überzeugende Argumente vorlegen müssen, damit gerade sie eine individuelle Lohnanpassung gewährt bekommen. Immerhin: Ausgeschlossen ist ein Lohnanstieg nicht - in keiner Branche.