Die Luftfahrtbranche in Grossbritannien wehrt sich heftig gegen die seit Montag geltende Quarantänepflicht für Einreisende. Der britische Billigflieger Easyjet und der Marktführer aus Irland, Ryanair, warnten, die im Kampf gegen die Corona-Pandemie verhängte Auflage träfe die krisengeschüttelten Airlines und den Tourismus im Land.

Easyjet-Chef Johan Lundgren sagte am Montag dem Sender Sky News, die Fluggesellschaft müsse womöglich noch mehr als die schon geplanten 4500 Arbeitsplätze streichen. Der Chef des Londoner Flughafens Heathrow, sieht "Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen Arbeitsplätze" in Gefahr. Der Chef des Reisekonzerns TUI, Fritz Joussen, erklärte, auf dieser Basis sei auf der Insel keine Rückkehr des Tourismus nach den monatelangen Reisestopps möglich. Zugleich sei es aber wichtig, dass sich die Virus-Pandemie im besonders hart getroffenen Grossbritannien weiter abflache.

Grossbritannien ist erheblich schwerer von dem neuartigen Coronavirus betroffen als viele andere europäische Staaten. Um eine zweite Infektionswelle zu verhindern, gilt ab Montag für alle nach Grossbritannien Einreisenden eine zweiwöchige Quarantänepflicht. Verstösse werden mit Geldstrafen von 1000 Pfund geahndet. Die Regel soll alle drei Wochen überprüft werden.

Ryanair will keine Flüge streichen

Die Billigflieger Ryanair und Easyjet sowie der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG mit der Tochter British Airways haben gegen die Quarantäneregel protestiert. Ryanair-Chef Michael O'Leary sagte Reuters TV, eine Unterlassungsklage gegen die Anordnung werde spätestens am Dienstag eingereicht. Er rechne mit einer Anhörung in dem Eilverfahren am Ende dieser Woche. "Ich glaube, entweder wird das Gericht das in dieser Woche niederschlagen, oder die Regierung wird es still und leise bis Ende Juni kippen."

Auch Easyjet-Chef Lundgren sieht nach eigenen Worten gute Erfolgsaussichten. Die Anordnung sei durchgepeitscht worden und nicht verhältnismässig. Er hoffe, die Regierung werde einlenken und "Luftbrücken" mit Ländern zulassen, in denen die Infektionszahlen niedrig sind. "Ich fürchte, wenn sich das nicht ändert, wird die Luftfahrtindustrie wie wir sie kennen, in Grossbritannien nicht funktionieren", sagte Lundgren. Die Branche fordert ein Konzept zum Wiederaufbau des Luftverkehrs.

Seit März steht der weltweite Flugverkehr wegen der Coronavirus-Pandemie weitgehend still. Viele Airlines hoffen auf eine Erholung ab Juli. Die Briten buchten wieder fleissig, doch der Tourismus im eigenen Land werde durch die Bestimmung erschlagen, warnte Ryanair-Chef O'Leary. Angesichts steigender Buchungszahlen will der irische Billigflieger keine Flüge wegen der Quarantäneregel streichen. Vielmehr will Ryanair den Flugplan ab 1. Juli mit 1000 Flügen täglich nach dem Einbruch in der Corona-Krise wieder hochfahren. Die von Grossbritannien geplanten Abflüge seien voll ausgelastet, sagte O'Leary. "Die Briten ignorieren diese Quarantäne, denn sie wissen, die ist Quatsch."

(Reuters)