Nach dem stark von der Coronakrise belasteten letzten Jahr haben die Genfer im ersten Halbjahr 2021/22 sowohl die Umsätze als auch die Profitabilität über das Vorkrisenniveau gesteigert. 

Von April bis September kletterte der Umsatz von Richemont gegenüber der von Lockdowns und dem Einbruch im Tourismus-Geschäft stark belasteten Vorjahresperiode um 63 Prozent auf 8,91 Milliarden Euro, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Damit sind die Verkäufe auch um ein Fünftel über den Vergleichswert aus dem ersten Halbjahr 2019/20 gestiegen.

Tragend für diese Entwicklung war das Wachstum in der Geschäftsregion Amerikas, wo Richemont gegenüber dem letzten Jahr eine Verdreifachung des Umsatzes gelang. Doch auch in Asien oder Nahen Osten/Afrika habe man das Vorkrisenniveau erreicht, was in Europa und Japan wegen der noch immer schwachen Touristenströme hingegen nicht gelang.

Schmuck brilliert weiter

Die guten Zahlen an der Verkaufsfront schlagen sich auch in den Ergebnissen der Gruppe nieder: Den operativen Gewinn hat Richemont mit 1,95 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr mehr als vervierfacht und die operative Marge ist mit 21,9 Prozent klar über dem Vorkrisenniveau. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn in Höhe von 1,25 Milliarden nach nur 160 Millionen im Vorjahr.

Die Säule des Erfolgs von Richemont ist das Schmuckgeschäft. Mit einem Umsatz von 5,10 Milliarden Euro erreichte die Sparte um die Marken Cartier und Van Cleef & Arpels eine operative Marge von 38 Prozent. Zum Vergleich: Im letzten Jahr rutschte sie trotz Corona lediglich auf 30 Prozent ab und vor zwei Jahren lag die Marge bei 33 Prozent. Der Schmuckumsatz stieg auch mit Unterstützung von Übernahmen stark an.

Dem hinkt das Uhrensparte, mit Marken wie IWC, Jaeger LeCoultre oder Panerai hinterher. In der Berichtsperiode belief sich der Umsatz auf 1,68 Milliarden Euro nach 1,57 Milliarden vor der Krise und die Marge kam bei 22 Prozent zu liegen.

Keine Angaben zum Aktivisten Third Point

Nach wie vor rote Zahlen schreibt Richemont derweil im Onlinegeschäft, mit ihren Verkaufsportalen Yoox Net-a-Porter oder Watchfinder.com. Am Ende des ersten Halbjahres verblieb ein operativer Verlust von 141 Millionen Euro. Demgegenüber kletterte der Umsatz um 37 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro in die Höhe.

Dem Onlinegeschäft will man nun mit Unterstützung des Online-Marktplatzes Farfetch auf die Sprünge helfen. Wie Richemont am Freitag in einem separaten Communiqué mitteilte, werden mit Farfetch Gespräche über einen Ausbau der bisherigen Partnerschaft geführt. Farefetch könnte sich allenfalls mit anderen Investoren massgeblich an Yoox Net-a-Porter beteiligen. Die Öffnung der Plattform für andere Investoren hatte Richemont seit langem angestrebt.

Keine Erwähnung findet im Communiqué der mögliche Einstieg der aktivistischen Investmentgesellschaft Third Point bei Richemont, über den Anfang Woche in den Medien berichtet wurde. Den Berichten zufolge hat die Gesellschaft des US-Investors Dan Loeb eine "signifikante Beteiligung" erworben und er werde nun Veränderungen anstossen, die zur Steigerung des Börsenwerts führen sollen.

(AWP)