Larry Fink, der einflussreichen CEO von BlackRock, verkündete in seinem am Donnerstag veröffentlichten Aktionärsbrief das "Ende der Globalisierung". Tendenzen in Richtung einer Deglobalisierung sind spätestens seit dem Corona-Schock auszumachen. So wurde etwa dem Westen schlagartig bewusst, wie problematisch eine grosse Abhängigkeit zu asiatischen Zulieferern sein kann. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar verstärkte diesen Trend zusätzlich.  

Vor diesem Hintergrund kann es sich lohnen, zukünftig auf Volkswirtschaften zu setzen, die weniger am globalen Handel hängen, sprich geschlossener sind. Im Gegensatz zu Europa erfüllen die Volkswirtschaften der USA und China dieses Kriterium weitaus besser, wie auch Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch, jüngst im cash-Interview darlegte. 

Zudem bleibt Amerika aus politischer, wirtschaftlicher und militärischer Sicht ein Zufluchtsort mit einem enormen Energievorteil gegenüber Europa und Asien – dank der vergleichsweise ultratiefen Erdgaspreise. Das-US-Anlegermagazin Barron's hat vor diesem Hintergrund 5 US-Aktien ausgewählt, die mit den USA einen starken Heimatmarkt haben und damit weniger von Delobalisierungstendenzen betroffen sind. 

Alle fünf erwirtschaften mehr als 90 Prozent ihrer Einnahmen in den USA, wobei ihre Vermögenswerte fast ausschliesslich im Inland angesiedelt sind.

Lowe’s 

Die Aktie des US-Einzelhandelsunternehmens Lowe's ist in diesem Jahr um 15 Prozent eingebrochen. Der Ausverkauf spiegelt die Besorgnis über die Auswirkungen der gestiegenen Lebensmittel- und Gaspreise auf den Verkauf von Heimwerkerprodukten wieder. Ausserdem belasten die höheren Zinssätze, welche die Refinanzierungsaktivitäten erschweren, das Unternehmen. 

Doch Lowe's ist mit einem vorwärtsgerichteten KGV von 16 und einer Rendite von 1,5 Prozent in den Augen von Barron's äusserst günstig bewertet. Auf der Grundlage ihrer Prognosen könnte das Unternehmen in diesem Jahr überproportionale 8 Prozent seiner Aktien zurückkaufen. Das Unternehmen hat eine der stärksten Positionen im US-Einzelhandel und teilt sich ein Duopol mit Home Depot.

Auch Simeon Gutman, Analyst bei Morgan Stanley, ist optimistisch und stuft die Lowe's-Aktie mit "Overweight" und einem Kursziel von 280 Dollar ein. "Wir sind uns bewusst, dass das Umfeld im Einzelhandel kurzfristig schwierig sein kann. Dennoch glauben wir, dass das Umfeld für Lowe's attraktiv ist, insbesondere für Investoren mit einem längerfristigen Zeithorizont", schrieb er kürzlich.

Bank of America

Die Bank of America ist die Nummer 1 unter den Konsumentenbanken in den USA und verfügt über eine Billion Dollar an kostengünstigen Privatkundeneinlagen. Sie könnte laut Barron's unter den US-Grossbanken einer der grösseren Nutzniesser der höheren kurzfristigen Zinssätze in diesem Jahr sein.

Die Aktien liegen aufgrund von Konjunktursorgen etwa 15 Prozent unter ihrem Höchststand vom Februar und weisen nun eine Rendite von 2 Prozent auf. Sie wird mit dem 13-fachen der für 2022 erwarteten Gewinne gehandelt. Bank of America ist ein Favorit von Wells Fargo-Analyst Mike Mayo, der ein Kursziel von 66 Dollar setzt.

"Bank of America bleibt aufgrund seiner einzigartigen Positionierung unser Favorit Nr. 1", schrieb er kürzlich. Zyklisch gesehen profitiere die Bank von den neuen Nachrichten über wahrscheinliche weitere Schritte der Fed. Und zwar "mehr als jede andere grosse Bank, die wir abdecken". Er sieht die Banken zudem als führend in der "technischen Revolution", die das Bankwesen verändert.

Southwest Airlines

Southwest Airlines hat laut Barron's die beste Bilanz der Branche - obwohl sie seit Beginn der Pandemie stärker fremdfinanziert ist - und eine auf die USA ausgerichtete Streckenstruktur hat. Aber: Southwest Airlines ist weniger stark von Geschäftsreisenden abhängig als andere Unternehmen und profitiert von einem robusten Freizeitverkehr.

Die Fluggesellschaft muss höhere Treibstoff- und Lohnkosten verkraften und wird im laufenden Quartal voraussichtlich einen Verlust ausweisen. Die Aktien haben im letzten Jahr 25 Prozent verloren. Der Analyst Jamie Baker von J.P. Morgan empfiehlt die Aktie und setzt ein Kursziel von 62 Dollar (aktueller Kurs: 44 Dollar). 

Steel Dynamics

Steel Dynamics ist ein nordamerikanischer Stahlproduzent, der zur Stahlerzeugung eher Ministahlwerke als traditionelle Hochöfen verwendet. Barron's glaubt, dass das Unternehmen von der Stärke der Stahlpreise profitieren werde, die seit der russischen Invasion praktisch zum Stillstand der Stahlexporte aus Russland und der Ukraine geführt hätten.

Stahlaktien gehörten in den letzten sechs Wochen zu den besten Sektoren des Marktes, wobei Steel Dynamics um 50 Prozent auf 88,66 Dollar zulegte. Das Unternehmen nahm Anfang 2022 die Produktion in einem grossen texanischen Werk auf und kaufte im ersten Quartal bis Anfang März 3 Prozent seiner Aktien zurück. Doch trotz des Kursanstiegs wird die Aktie mit weniger als dem Sechsfachen der für 2022 erwarteten Gewinne gehandelt.

Analyst Michael Glick von J.P. Morgan, der die Aktie mit "Übergewichten" einstuft, hob am Donnerstag sein Kursziel von 95 auf 117 Dollar je Aktie an. Er schrieb, dass "die starke Bilanz und der freier Cashflow des Unternehmens es ermöglichen sollten, die Aktionärsrenditen in Zukunft zu steigern".

Coterra

Coterra ist im vergangenen Jahr aus der Fusion von Cabot Oil & Gas und Cimarex Energy hervorgegangen. Dadurch entstand ein grosser Erdgasproduzent mit einer starken Bilanz.

Das Unternehmen ist wie einige seiner Konkurrenten zu einer doppelten Dividendenpolitik übergegangen, die eine kleinere feste Ausschüttung und eine variable, an den Gewinn gekoppelte Dividende umfasst. Die derzeitige Mischung aus einer festen Ausschüttung von 15 Cent und einer variablen Ausschüttung von 41 Cent, also insgesamt 56 Cent pro Quartal, ergibt eine Rendite von 8,2 Prozent, wie Barron's errechnet. 

Die für 2022 prognostizierte Free-Cashflow-Rendite von Coterra liegt bei etwa 15 Prozent, und das Unternehmen könnte bis Ende 2022 praktisch keine Nettoverschuldung aufweisen. In den Augen von Barron's ist Coterra ist die defensivste der grossen Gasaktien.

(cash)