Seit 1999 verleiht die Versicherungsgesellschaft Bâloise anlässlich der Kunstmesse Art Basel jeweils ihre Kunstpreise. Die beiden Preisträger erhalten je 30'000 Franken. Dazu kauft Bâloise Werkgruppen der Künstler und schenkt diese Kunstwerke jeweils im Folgejahr zwei bedeutenden Kunstmuseen Europas. Nämlich der Hamburger Kunsthalle und dem Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig (Mumok) Wien.
 
So geschehen auch am Mittwochabend, als das Mumok Werkteile des Bâloise-Kuntspreisträgers von 2012, dem neuseeländischen Medienkünstler Simon Denny, in Empfang nehmen konnte. Die andere "Hälfte" des Preises ging an den deutschen Plastiker Karsten Födinger. Das Kunstförderungs-Engagement mit Preisgeldern, Werkeinkäufen und Förderbeiträgen lässt sich Bâloise rund 250'000 Franken im Jahr kosten.
 
"Wirtschaftsführer können von den Künstlern lernen", sagte Bâloise-Verwaltungsratspräsident Andreas Burckhardt anlässlich der feierlichen Eröffnung der Denny-Ausstellung im Wiener Mumok. Denn Künstler hätten oft den Mut, neue Wege zu gehen. Dieser Mut zeichne sowohl gute Künstler wie auch gute Wirtschaftsführer aus. Für Burckhardt selber sind Gespräche und der Austausch mit Künstlern immer anregend: "Die Kulturschaffenden sind ein wertvoller Lebensspiegel".
 
Persönliches Engagement
 
Ob Bâloise, Nationale Suisse, Julius Bär oder UBS: Kunst-Engagements haben bei Banken und Versicherungen lange Tradition. Dabei spielt bei einigen Unternehmen persönliche Engagement von Top-Kadern eine Rolle. Lange Jahre war ex-VR-Präsident und der heutige Ehrenpräsident von Bâloise, Rolf Schäuble, die treibende Kraft hinter dem Kunstsponsoring von Bâloise. Schäuble ist privat selber ein Kunst-Aficionado. Die Bâloise-Kunst-Tradition wird heute von Burckhardt fortgesetzt.
 
Ein Ursprung für Kunstsponsoring sind meistens auch historisch gewachsene Kunstbestände der Unternehmen. Die Kunstsammlung von Bâloise umfasst etwa 1300 Werke. Zum Vergleich: Die UBS, welche die Art Basel und das Guggenheim Museum in New York sponsert, besitzt rund 35'000 Werke und hat nach der Deutschen Bank die weltweit zweitgrösste Sammlung an Gemälden, Skulpturen, Fotos oder Videoinstallationen.
 
Netter Effekt sind die Wertsteigerungen der Kunstwerke über die Jahre. So haben die Rundbilder von Jeff Wall, die im Bâloise-Verwaltungsbau im Foyer hängen, seinerzeit beim Ankauf weniger gekostet als heute eine einzige Fotografie davon, wie die NZZ am Sonntag kürzlich schrieb.
 
Kunst gehört zum guten Ton
 
Banken und Versicherer sprechen mit dem Kunst-Sponsoring direkt ihre Klientel an. Diese verfügt meist über ausreichend investierbare Vermögen - und auch über Sachwerte, die versichert werden wollen. So lancierte die Baloise in diesem Jahr eine neue Kunstversicherung namens Baloisecargo Art Pro, die auch Schäden durch Vandalismus abdeckt. 
 
Kunst-Sponsoring verschafft auch Gehör und Aufsehen in der Öffentlichkeit. Der Bâloise-Kunstpreis ist mittlerweile international einer der bedeutensten für junge Kunstschaffende. Die Verleihung des Preises an der Art in Basel kommt jeweils hohe Beachtung zu.
 
Und nicht zufällig schenkt Bâloise die angekauften Werke der Kunstpreis-Gewinner an je ein Museum in Österreich und Deutschland. Länder also, in denen Bâloise geschäftet. An der Pressekonferenz zur Denny-Ausstellung in Wien kamen beispielsweise vier TV-Teams. Das ZDF berichtet am Freitagabend in der Sendung "Aspekte" über die Denny-Ausstellung im Mumok.
 
Künstler kommen gross heraus
 
Längst sind auch die Kunstsammler und -Investoren auf Preisverleihungen wie dem Bâloise-Kunstpreis aufmerksam geworden. Denn nicht wenige Preisträger werden zu international gefragten Künstlern, der Wert ihrer Werke steigt entsprechend an.
 
So sind die ersten Bâloise-Kunstpreisträger von 1999, die Maler Matthew Ritchie und Laura Owens, heute grosse Namen in der Szene. Andere Preisträger, wie die polnische Bildhauerin Monika Sosnowska, vertraten ihr Land an der Biennale Venedig.
 
Vielleicht hat auch Simon Denny, der 1982 geboren wurde, eine grosse Zukunft vor sich. Und Investoren müssten dann schon bald mehr als die 5000 Euro für einige der erschwinglicheren Leinwände des Neuseeländers bezahlen.