Harte Zeiten für SPACs. Steigende Zinsen und die Risikoaversion an den Finanzmärkten machen den Emittenten der umstrittenen Börsenmäntel zu schaffen. Noch dazu schaut die US-Börsenaufsicht SEC genauer hin, nachdem im Vorjahr 616 dieser Special Purpose Acquisition Companies den US-Finanzmarkt überschwemmten.

SPACs werden mit dem Vorwurf konfrontiert, unreife Firmen an die Börse zu bringen, nicht selten mit Unterstützung prominenter Personen. Bei der Börsenaufsicht laufen Dutzende Untersuchungen. Die Haftung der SPAC-Konsortien wird von der SEC wohl über den Börsengang der Mantelgesellschaften auf den Kauf der Zielfirma ausgedehnt.

Für involvierte Investmentbanken bedeutet das höhere Risiken. Die ziehen sich nun reihenweise aus dem SPAC-Geschäft zurück, nach der Bank of Amerika und Citigroup zuletzt die SPAC-Grösse Goldman Sachs. Auch die Credit Suisse hat offenbar ein "taktisches DeSPAC-Gremium" installiert, das jede Transaktion unter die Lupe nimmt.

Nicht mehr wählerisch

Laut Bloomberg war die CS seit Anfang 2020 bei über 100 SPACs involviert. Ex-CS-Chef Tidjane Thiam kam bei seinem Anfang 2021 lancierten SPAC namens Freedom Acquisition I Corp der renommierte Vermögensverwalter Pimco als Sponsor abhanden. Die Tochter von China Bridge Capital übernahm. Dabei soll die Mantelfirma kurz vor einem Deal mit Human Longevity stehen.

Ursprünglich hatte Thiams SPAC Unternehmen aus der Finanzindustrie im Visier. Doch allzu wählerisch kann man offenbar nicht sein. Der Kampf um Übernahmeobjekte ist gross. Noch dazu läuft die Zeit. Die Blankoscheckfirmen haben typischerweise 18 bis 24 Monate, um ein Übernahemobjekt zu finden.

Laut dem SPAC-Experten Oliver Scharping von Bantleon laufen in diesem Jahr rund 100 SPACs aus und weitere 300 in der ersten Hälfte 2023. Ein Stau bei neuen SPAC-Übernahmen und der Rückgabe des aufgenommenen Geldes an die Investoren könne von der Ausnahme zur Regel werden.

Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti hat den Stress hinter sich. Der von ihm geleitete SPAC hat mit dem renommierten italienischen Modekonzern Ermenegildo Zegna fusioniert und ihn so an die NYSE gebracht. Dort, wo der Markt den Preis bestimmt, zeigt sich die Qualität des Deals. Der Kurs von Zegna liegt noch über den 10 Dollar, zu denen der SPAC verkauft wurde.

Nach der Korrektur des Marktes keine Selbstverständlichkeit. Ganz anders HomeToGo. Das Urlaubsportal hat der in der Schweiz lebende Klaus Hommels via SPAC an die Deutsche Börse gebracht. In zehn Monaten korrigierte das Papier von 10 auf 2.60 Euro.

Auch an der SIX erlaubt

An der SIX sind SPACs seit dem 6. Dezember erlaubt. Das nützte bisher nur Investor Gregor Greber mit seinem SPAC VT5. Bis zum 15. Dezember 2023 soll ein Übernahmeobjekt gefunden sein. Die Korrektur an der Börse ist für Greber mehr Vorteil denn Problem. "Die Preise an den Börsen sind gefallen. Damit hat eine Cashbox wie die von VT5 mit 200 Millionen Franken relativ an Wert zugelegt.

Zudem ist der Zugang zu Kapital für Gesellschaften schwieriger geworden. Wir fühlen uns entsprechend sehr wohl", sagt Greber. Man arbeite "intensiv" und führe "diverse lose Gespräche".

Experten stellen die Frage, ob es willige Verkäufer gibt. Geht es nach Fondsmanager und SPAC-Kritiker Christoph Bruns von Loys, leiden SPACs unter einem Reputationsproblem: "Der Name SPAC ist verbrannt. Man will nicht mehr in der Branche gesehen werden."

Dass es unter den vielen SPACs schwarze Schafe gebe, sei laut Greber auch für seriöse SPACs wie VT5 kein Vorteil, "gehört aber zur Evolution am Kapitalmarkt".

Dieser Artikel erschien zuerst in der "Bilanz" unter dem Titel: "Wieso es bei SPACs hapert"

Erich Gerbl
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