Das hatte man sich zumindest in Analystenkreisen anders vorgestellt: Der Industriekonzern Dätwyler steigert den operativen Gewinn (EBIT) in der ersten Jahreshälfte zwar prozentual zweistellig, verfehlt mit 90,7 Millionen Franken die bei rund 99 Millionen Franken liegenden Markterwartungen allerdings deutlich.

Dennoch hält das Unternehmen an den bisherigen Jahresvorgaben fest. Angestrebt wird eine operative Marge zwischen 12 und 15 Prozent bei einem Umsatz von 1,35 bis 1,4 Milliarden Franken.

Sehr ambitioniert scheinen diese Ziele nicht, lag die operative Marge in den ersten sechs Monaten den verfehlten Markterwartungen zum Trotz mit 13 Prozent innerhalb der vorgegebenen Bandbreite.

Nachdem die Dätwyler-Aktie in den vergangenen fünf Tagen um rund 10 Prozent zulegen konnte, taucht sie am Freitag an der Schweizer Börse SIX um 5,5 Prozent auf 186,80 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 186 Franken.

Schleppender Turnaround beim Sorgenkind Distrelec

Der Bank Vontobel stossen beim vorliegenden Zahlenkranz gleich zwei Dinge sauer auf. Zum einen verfehlte das organische Umsatzwachstum mit 3,4 Prozent die bankeigenen Schätzungen von 5,4 Prozent und zum anderen verläuft der Turnaround beim Sorgenkind Distrelec schleppender als gedacht. Rückblickend hatte sich die Zürcher Bank auch vom Bereich TechCo deutlichere Margenverbesserungen erhofft.

In der Hoffnung auf eine bessere zweite Jahreshälfte hält die Bank Vontobel allerdings dennoch an der Kaufempfehlung fest. Das Kursziel lautet 225 Franken, wird eventuell jedoch mit dem Rotstift überarbeitet.

Bei der Zürcher Kantonalbank wird die Margenenttäuschung hingegen heruntergespielt. Dätwyler sei in der ersten Jahreshälfte insgesamt etwas stärker als erwartet gewachsen. Operativ habe sich jedoch insbesondere die Sortimentsbereinigung bei Nedis (Business-to-Consumer) einen stärkeren Anstieg des Resultats des Bereichs TechCo als hemmend erwiesen, so heisst es in einem Kommentar. Gefallen findet man hingegen an der Geschäftsentwicklung in den Bereichen Technical Components und Sealing Solutions. Das Anlageurteil lautet deshalb wie bis anhin "Übergewichten".

Kerngeschäft erfreut sich bester Gesundheit

Ähnlich liest sich ein Kommentar aus dem Hause Baader-Helvea. Darin gewinnt der Autor dem Resultat vorwiegend positive Aspekte ab. Die Umsatzentwicklung bezeichnet er als solide, obwohl der Analyst einräumt, dass Währungseffekte geholfen hätten. Und auch vom rund 8 Prozent unter den bankeigenen Schätzungen liegenden operativen Gewinn lässt er sich nicht beunruhigen. Das für rund 90 Prozent des Jahresumsatzes verantwortliche Kerngeschäft Sealing Solutions erfreue sich bester Gesundheit, so lautet die Schlüsselbotschaft. Die Dätwyler-Aktie wird bei Baader-Helvea mit einem Kursziel von 215 Franken zum Kauf empfohlen.