Es war im Jahr 1997, als vier Roche-Forscher eine eigene Biotech-Firma mit dem Namen Actelion gründeten. Die Rolle als Geschäftsführer übernahm damals Jean-Paul Clozel, dessen Ehefrau Martine Clozel widmete sich der Erforschung von neuen Medikamenten. Ein Kenner der Clozels bezeichnete Martine Clozel in der NZZ einst als eigentliches "Gehirn" der Firma.

Wie sieht sie das selbst? "Es war eine Teamarbeit. Ich versuchte jedoch stets, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Richtung bezüglich Forschung aufzuzeigen", zeigt sich die gebürtige Französin im Video-Interview mit cash bescheiden. Die Wissenschaftlerin und Kinderärztin sieht sich primär als "passionierte Forscherin" und tritt kaum in den Medien auf. Martine Clozel sprach am Mittwoch an einer Investorenkonferenz von Axa Investment Managers in Zürich.

Actelion entwickelte etwa Medikamente gegen Bluthochdruck oder zur Behandlung von Fettstoffwechselerkrankungen. Durch den Erfolg diverser Produkte wurde das Allschwiler Biotechunternehmen über die Jahre zum begehrten Übernahmeziel. Im Sommer 2017 schliesslich schnappte sich der US-Pharmariese Johnson&Johnson Actelion zum Preis von 30 Milliarden Dollar. Die Clozels erhielten aufgrund ihrer Aktienbeteiligungen rund 1,5 Milliarden Dollar.

Doch anstatt sich mit diesem Geld einen ruhigen Lebensabend zu gönnen, gründeten Jean-Paul und Martine Clozel sogleich ein Spinoff namens Idorsia. Jean-Paul wurde wiederum CEO und Martine wiederum Forschungschefin. Die beiden sind am neuen Unternehmen mit rund 26 Prozent beteiligt. "Wir hatten das Glück, auf den innovativen Deal mit Johnson&Johnson eingehen und neben dem Actelion-Verkauf unsere Forschungen und frühen Entwicklungen für den Neustart mit Idorsia verwenden zu können", sagt die 62-jährige Wissenschafterin.

Wird Idorsia das neue Actelion?

Nach dem Grosserfolg von Actelion erhoffen sich Aktionäre von der börsenkotierten Idorsia wieder ähnliche Kurssteigerungen von den Clozels. Produkte sind zwar noch keine auf dem Markt. Die Idorsia-Aktie liegt heute jedoch bereits 250 Prozent über dem Eröffnungskurs beim Börsengang Mitte Juni 2017.

"Wir haben derzeit 11 Medikamente in der Entwicklung, 4 davon erreichen jetzt die Phase III", sagt Martine Clozel. In den nächsten fünf Jahren wolle man mehr als ein Medikament auf den Markt bringen und damit "ein neues Actelion" starten.

Gerade erst am Montag vermeldete Idorsia den Start einer Phase-3-Studie mit Nemorexant. Es handelt sich um einen Produktkandidaten zur Behandlung von Schlaflosigkeit. Mitte Mai hatte das Biotechunternehmen den Beginn einer Zulassungsstudie der Phase 3 mit Lucerastat zur Behandlung von Patienten mit der Stoffwechselerkrankung Morbus Faby bekannt gegeben. Studien der Phase 3 sind für die Marktzulassung von entscheidender Bedeutung.

Im Video-Interview mit cash sagt Martine Clozel ausserdem, was sie antreibt und ob sie sich die Übernahme des CEO-Amtes vorstellen kann.