Trotz steigender Coronavirus-Fälle hat Spanien am Montag mit einer Lockerung der drastischen Beschränkungen des öffentlichen Lebens begonnen. So wurde einigen Unternehmen, darunter Baufirmen, erlaubt, den Betrieb wieder aufzunehmen. Geschäfte und Bars sind weiterhin geschlossen, öffentliche Plätze abgeriegelt. Die meisten Menschen müssen zu Hause bleiben. Wer am Morgen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zur Arbeit war, erhielt eine Schutzmaske. Polizisten verteilten Millionen von Gesichtsmasken in den Regionen, in denen kein Feiertag war.

"Die Gesundheit der Beschäftigten muss garantiert sein", sagte Innenminister Fernando Grande-Marlaska dem Hörfunksender Cadena Ser. "Wenn dies auch nur minimal beeinträchtigt ist, können die Aktivitäten nicht wieder aufgenommen werden." Die Einschränkungen haben geholfen, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Spanien ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder weltweit. Die Zahl der Patienten, die im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion starben, stieg auf 17.489. Mit 517 neuen Todesfällen binnen 24 Stunden ist dies der geringste Anstieg seit Beginn der Epidemie. Ihren Höhepunkt hatte die Sterblichkeitsrate Anfang April erreicht. Die Zahl der Infektionen legte nach Angaben des Gesundheitsministeriums um 3477 auf 169.496 zu.

«Weit vom Sieg entfernt»

Ministerpräsident Pedro Sanchez hatte am Sonntag erklärt, die Entscheidung, in einigen Wirtschaftsbereichen den Betrieb wieder aufzunehmen, sei nach Beratungen mit Wissenschaftlern gefallen. Jede weitere Lockerung sei davon abhängig, welche Fortschritte Spanien im Kampf gegen das Virus mache. "Wir sind noch immer weit vom Sieg entfernt, von dem Zeitpunkt, da wir unser normales Leben wieder aufnehmen können", sagte er. "Aber wir haben die ersten entscheidenden Schritte hin zum Sieg getan."

Die Epidemie lastet schwer auf Spaniens Wirtschaft. So sind seit Mitte März bereits 900.000 Stellen weggefallen. EZB-Vize Luis de Guindos sagte am Sonntag der Zeitung "La Vanguardia", dass der Tourismus einen so grossen Beitrag an Spaniens Wirtschaft könnte bedeuten, dass das Land tiefer in die Rezession rutsche als der Rest von Europa.

"Wir sprechen von der schlimmsten wirtschaftlichen Lage seit dem Bürgerkrieg." Nach dem Spanischen Bürgerkrieg 1936 bis 1939 lag das Land am Boden, und Francisco Franco, unter dessen Führung das Militär gegen die demokratisch gewählte republikanische Regierung geputscht hatte, herrschte als Diktator bis zu seinem Tod 1975.

(Reuters)