Das Gremium teilte am frühen Samstagmorgen mit, man stehe "geschlossen hinter dem Vorstand". Zuvor hatte die Generalversammlung Baumann wegen hoher Rechtsrisiken durch die Monsanto-Übernahme und wegen des Kursverfalls der Bayer-Aktie einen Denkzettel verpasst: Das Aktionärstreffen verweigerte dem Vorstand die Entlastung.
Das war ein äusserst ungewöhnlicher Schritt, denn normalerweise liegt die Zustimmung zur Entlastung im hohen 90-Prozent-Bereich, 2018 waren es runnd 97 Prozent gewesen, obwohl es auch damals schon Kritik am Monsanto-Kauf gab. Dieses Jahr stürzte der Wert auf 44,5 Prozent ab. Die Mehrheit entlastete den Vorstand also nicht. Das Votum hat zwar keine direkten Folgen, für den Konzernlenker ist es aber ein tiefer Imagekratzer und kann als Zeichen des Misstrauens der Aktionäre gesehen werden.
Im Anschluss an die 13-stündige Hauptversammlung mit hitzigen Wortmeldungen enttäuschter Aktionäre hatte der Aufsichtsrat (in der Schweiz Verwaltungsrat) eine ausserordentliche Sitzung einberufen. Doch Ungemach droht Baumann von Seiten des Kontrollgremiums zunächst nicht - stattdessen übte man sich im Schulterschluss. Der Aufsichtsrat werde den Vorstand dabei "unterstützen, das Vertrauen der Aktionäre und weiterer Stakeholder in das Unternehmen und seine Strategie schnellstmöglich und vollständig wieder zurückzugewinnen", hiess es.
Die Aktionäre hatten indes auch dem Kontrollgremium deutlich gezeigt, dass sie mit dessen Arbeit im vergangenen Jahr nicht sonderlich zufrieden waren: Lediglich 66,4 Prozent stimmten für die Entlastung des Aufsichtsrats.
(AWP)