Der Immobilienverwalter Livit will in verschiedenen Region der Schweiz Wohnungen möglichst schnell loswerden - und bietet spezielle Prämien für Kurzentschlossene an: Wer vor dem 11. April einen Vertrag für eine 3-Zimmer-Wohnung im Kreis 4 der Stadt Zürich unterschreibt, erhält zwei Monatsmieten im Wert von 5000 Franken geschenkt. Dazu gibts noch einen Möbel-Einkaufsgutschein über 1000 Franken. 2000 Franken sparen Mieter, die in Zürich-Wollishofen in eine 3,5-Zimmer-Attikawohnung einziehen, die für eine Monatsmiete von rund 4900 Franken angeboten wird.

Solche "Sale"-Angebote sind auch an der Zürcher Goldküste erhältlich. In Männedorf lockt die Swiss-Life-Tochter Livit Mieter mit einer Ersparnis von 11'000 Franken, zusammengesetzt aus drei Gratismonaten im Wert von 9000 Franken plus ein Einkaufsgutschein über 2000 Franken. Doch die Swiss-Life-Tochter ist nicht die einzige, die scheinbar verzweifelt Mieter sucht.

Auch Wincasa geht mit Gratismieten und iPads der neusten Generation auf Kundenfang. Ein iPad 4 kostet je nach Ausführung zwischen 550 und 880 Franken. Als Gegenleistung muss in der Regel eine Mindestmietdauer von einem Jahr eingegangen werden. 

Überangebot an Wohnraum?

Doch weshalb diese Lockangebote? Bringen die Verwaltungen etwa ihre Wohnung nicht los? cash fragte beide Immobilienverwalter, bekam aber eher verklausulierte Antworten. So lässt die Pressestelle der Wincasa ausrichten: "Entstehen an einem Ort innert kurzer Zeit viele neue Wohnungen, kann es aus Kommunikationssicht hilfreich sein, das Augenmerk von Mietern durch spezielle Aktionen auf ein Quartier oder eine attraktive Liegenschaft zu lenken."

Ins selbe Horn bläst auch Livit: "Bei der Vermarktung von Neubauprojekten hat sich dieses Vorgehen seit Längerem etabliert", sagt Kommunikationschef Beat Gmünder. Livit fährt diese Strategie seit zwei Jahren.

Dass es sich dabei um eine reine Marketingaktion handeln soll, ist zu bezweifeln. Denn auffallend viele dieser Angebote mit Zusatzanreizen befinden sich in peripheren Gebieten wie im luzernischen Emmenbrücke oder in der Zürcher Agglomeration Dietikon oder Bachenbülach. Nicht selten handelt es sich um Neubauten.

Laut einer kürzlich publizierten Studie der Credit Suisse zeigen sich wachsende Leerstände und Probleme bei der Absorption von Mietwohnungen in peripheren Räumen. Und dieser Trend dürfte sich nach der Annahme der Einwanderungsinitiative weiter verschärfen, so die Autoren der Studie.

In teure Wohnungen locken

Früher oder später müssen somit die Mietpreise bei einem Überangebot an Wohnraum sinken - soweit die Marktlogik. Doch die Vermieter sperren sich dagegen so lange es geht. "Sie versuchen stattdessen, die Mieter über Lockangebote in die oft überteuerten Wohnungen zu holen und hoffen, dass sie über die vertraglich geregelte Mietzinsdauer - meist ein Jahr – bleiben", sagt Walter Angst vom Zürcher Mieterverband.

Die Zurückhaltung bei Mietzinssenkungen hat auch einen bewertungstechnischen Hintergrund. Der Mietertrag spielt bei der Bewertung der Immobilie eine wesentliche Rolle. So zum Beispiel bei der Swiss Life, welche ihr Immobilienportefeuille nach der sogenannten Discounted-Cashflow-Methode bewertet. Die Swiss Life ist mit einem Portefeuille von knapp 16 Milliarden Franken die grösste Immobilienbesitzerin der Schweiz. Anfang März hat der Versicherer das Immobilienportfolio von Ledermann Immobilien erworben.

Walter Angst rät deshalb Mietern, sich einen Plan zurechtzulegen, wie lange sie in einer Mietwohnung bleiben möchten und wie viel sie bereit sind, dafür zu bezahlen. "Dabei muss man auch berücksichtigen, dass Mieten bei steigenden Zinssätzen massiv erhöht werden können", sagt Angst.