Der Schweizer Arbeitsmarkt scheint zu boomen – zumindest auf Online-Plattformen: Der bekannteste Anbieter jobs.ch bietet derzeit über 33'000 offene Stellen, deutlich mehr sind es bei jobagent.ch. Laut eigenen Angaben sind 123'000 Positionen ausgeschrieben. Würden diese besetzt, wäre das Arbeitslosenproblem der Schweiz fast auf einen Schlag gelöst. Derzeit sind hierzulande rund 150‘000 Personen auf Arbeitssuche.

Doch was nach einem neuen Jobwunder in der Schweiz klingt, ist in Tat und Wahrheit bloss die Auswirkung des zweifelhaften Geschäfts von professionellen Personenvermittlern, die eine Vielzahl von so genannten Fake-Inseraten schalten, die sich auf keine reale Job-Vakanz beziehen. Marktkenner schätzen, dass je nach Branche heute bis zu jedes dritte Inserat gefälscht ist - Tendenz steigend. Noch vor vier Jahren hatte die Rate bei rund 20 Prozent gelegen (cash berichtete).

Der Grund für diese Zunahme sehen Branchenkenner in den florierenden Online-Jobbörsen. Diese ermöglichen Personalvermittlern, für wenige hundert Franken fiktive Inserate zu schalten. Noch vor wenigen Jahren bildeten die hohen Insertionskosten bei gedruckten Stellenanzeigern eine finanzielle Barriere. 

Daten von Kandidaten sammeln

In der Regel geht es bei Fake-Inseraten den Personalvermittlern darum, an die Daten von Arbeitssuchenden zu gelangen. Diese werden gesammelt und dazu gebraucht, um sich bei Firmen um Personalvermittlungsmandate zu bewerben. 

Von dieser Masche besonders betroffen sind in erster Linie Private Banker, die ein eigenes Kundenportfolio mitbringen und wenn möglich ihr Beziehungsnetz in Russland oder Lateinamerika haben. Solche Kandidaten gelten in Bankkreisen als besonders wertvoll. Aber auch andere Branchen werden ins Visier genommen: Zu ihnen gehören Ingenieure aller Art, aber auch Bauleiter und Bauführer – allesamt Positionen, deren Markt aus Personalsicht ausgetrocknet ist.

Angefeuert werden diese falschen Ausschreibungen durch den immer stärker fragmentierten Personalvermittlungsmarkt. Der Anreiz auf lukrative Mandate bringt viele Personaler dazu, sich in diesem Bereich selbstständig zu machen und möglichst schnell ein breites Portefeuille mit interessanten Kandidaten aufzubauen. Denn nur so erhalten sie überhaupt die Möglichkeit, dereinst von renommierten Arbeitgebern gut bezahlte Mandate zu erhalten. 

«Solches Vorgehen ist unseriös»

Für Georg Staub, Präsident des Personalvermittlungsverbands Swiss Staffing ist klar: "Ein solches Vorgehen ist unseriös und entspricht nicht unseren Ethikrichtlinien." Plattformen wie Xing und Linkedin oder Online-Jobbörsen würden aber dieser Entwicklung Tür und Tor öffnen. "Wir können die Verbreitung von Fake-Inseraten nur ablehnen, aber nicht verhindern."

Jobsuchende sind deshalb gut beraten, Stellenanzeigen genau anzuschauen. Denn es gibt verschiedene Hinweise, die auf ein getürktes Inserat hindeuten:

Auftraggeber: Aus dem Inserat muss klar hervorgehen, wer eine Stelle zu besetzen hat. Formulierungen wie "unsere diversen Mandantinnen" oder "verschiedene Banken" deuten darauf hin, dass der Vermittler in erster Linie an den Daten des Kandidaten interessiert ist.

Formulierung: Je unpräziser und allgemeiner eine Stelle beschrieben ist, desto eher dient die Ausschreibung eher anderen Zwecken als dem Besetzen einer Stelle. Zum Beispiel: "…fachlich kompetente und akquisitionsstarke Banker (im Team oder alleine)…"

Arbeitsort: Der Arbeitsort sollte klar definiert sein. Eine Formulierung wie "wir suchen an den Standorten Zürich, Genf und Basel" sind ein Indiz dafür, dass keine klar definierte Stelle hinter dem Inserat steckt.

Kontakt: Ein seriöser Personalvermittler verfügt heutzutage über einen Internetauftritt sowie einer Büro-Telefonnummer. Wer im Inserat lediglich eine Natel-Nummer und/oder ein Profil aus einem Sozialen Netzwerk angibt, deutet damit bereits an, dass er kaum zu den etablierten Vermittlern gehört.