cash: Markus Bernhard, welches Smartphone ist derzeit bei Mobilezone-Kunden am beliebtesten?

Markus Bernhard: Huawei ist in diesem Jahr der klare Gewinner, was den Gewinn von Marktanteilen betrifft. Das Huawei P20 ist sehr beliebt. Bei Apple ist das im September eingeführte iPhone XS gefragt, welches sich klar stärker verkauft als das gleichzeitig lancierte iPhone XR. Unter den Samsung-Smartphones verkauft sich das Galaxy 9 noch immer am besten, besser als das neuere Galaxy Note 9.

Verschiedene Apple-Zulieferer mussten jüngst Gewinnwarnungen herausgeben, da ein rückläufiger Verkauf von iPhones im Raum steht. Spüren auch Sie eine verringerte Nachfrage nach iPhones?

Grundsätzlich verkaufen wir dieses Jahr in den Schweizer Filialen auf allen Ebenen mehr als im Vorjahr: mehr Verträge, mehr Zubehör und auch mehr Telefone. Auch die Apple-Smartphones gehen derzeit gut weg. Aber in der Schweiz ist der Apple-Anteil im internationalen Vergleich sowieso immer sehr hoch. In den Schweizer Filialen von Mobilezone macht Apple seit 2010 stets zwischen 42 bis 50 Prozent des Produkteumsatzes aus.

Sie konnten im ersten Halbjahr den Umsatz um 9 Prozent, den Betriebsgewinn gar um einen Viertel steigern - aber nur dank der Übernahme des deutschen Telecomabo-Vermittlers TPHCom. Harzt das eigentliche Geschäft?  

Im Schweizer Retailbereich erreichen wir bessere Volumen als im Vorjahr. Im Bereich von TalkTalk, unserem eigenen Vertragslösung-Angebot, erleben wir jedoch einen sehr starken Verlust von Festnetzkunden. Der Wechsel in den Bereich der Internettelefonie ist nicht mehr Teil unseres 'Business Cases'. Wir werden hier im Gesamtjahr 2 bis 3 Millionen Franken Gewinn-Beitrag verlieren, was wir aber so erwartet hatten. Auch im Online-Markt in Deutschland müssen wir uns mit kleineren Margen zufriedengeben, damit wir im Kampf um Marktanteile bestehen können.

Auch die Schweizerische Post bietet ein Telecom-Sortiment an, reduziert das Angebot aber nun deutlich. Gute Nachrichten für Mobilezone?

Die Kernkompetenz der Post lag nie im Telecom-Bereich, deshalb überrascht ein Ausstieg auch nicht. Aber als die Post ab dem Jahr 2013 das Smartphone-Geschäft stark vorantrieb, spürten wir das bei uns in Form eines leichten Umsatzrückgangs. Es betraf aber in erster Linie Billig-Angebote und den Prepaid-Bereich.

Wer ist in der Schweiz denn ihre grösster Konkurrent. Sind es Online-Anbieter wie Digitec oder Microspot?

Nein, die grössten Wettbewerber sind Swisscom, Sunrise und Salt. Es sind einerseits unsere wichtigsten Partner, aber gleichzeitig sind es auch unsere grössten Konkurrenten.

Kann diese Konstellation so aufgehen?

Als die Telekommunikation 1999 in der Schweiz liberalisiert wurde, erreichte Mobilezone sehr schnell ein gewisses Umsatzvolumen und wagte sogleich den Gang an die Börse. Damals dachten viele, dass eine Mobilezone mittelfristig überflüssig würde. Aber über die letzten fast 20 Jahre haben wir bewiesen, dass wir durchaus eine Daseinsberechtigung haben.

Aber wieso sollten Kunden zu Ihnen gehen und nicht direkt zum Telecom-Anbieter?

Versicherungsbroker gibt es auch bereits seit Jahrzehnten, um hier einen Vergleich zu machen. Jeder Kunde, der nicht zu Mobilezone kommt, vergibt die Möglichkeit, ein Angebot mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis zu erhalten. Bei uns finden Kunden alle Angebote, nicht nur die eines einzelnen Anbieters.

Während Firmen wie Digitec oder Microspot in den vergangenen Jahren den Online-Markt in der Schweiz aufwühlten, setzte Mobilezone weiter auf Filialen. Haben Sie das Online-Geschäft in den letzten Jahren verschlafen?

Wir haben sicher eher spät auf die ganze Online-Entwicklung reagiert, das ist korrekt. Es gibt Online-Anbieter mit grossem zeitlichen Vorsprung. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass das Vertragsgeschäft online abzubilden um einiges anspruchsvoller ist, als bloss Artikel zu verkaufen.

Sie reduzieren in diesem Jahr die Zahl der Mobilezone-Filialen in der Schweiz von 123 auf 120. Bis Ende 2019 sollen es noch zwischen 110 bis 115 Filialen sein. Ist das Teil eines Strategiewechsels hin zu mehr Online-Verkäufen?

Ich würde es nicht als Strategiewechsel bezeichnen, sondern als Anpassung der Shop-Infrastruktur. Und das hat nicht erst in diesem Jahr begonnen. 2011 erreichten wir die Höchstzahl von 141 Shops, bis Ende 2019 werden wir bei ungefähr 115 sein. Ich denke, in diesem Bereich haben wir dann die richtige Zahl an Filialen gefunden.

Die Onlineplattform Deinhandy.ch haben Sie im Mai 2016 lanciert, wo die Abos aller grossen Telecom-Anbieter online abgeschlossen werden können. Wie entwickelt sich dieser Verkaufskanal?

Wir haben unsere in Deutschland erfolgreiche Onlineplattform 'Deinhandy.de' kopiert und in der Schweiz getestet. Der Schweizer Markt funktioniert jedoch anders als der deutsche. Die Volumina, die wir mit Deinhandy.ch erwartet haben, konnten wir in der Schweiz nicht erreichen. Was eigentlich gar keine schlechte Nachricht ist, im Sinne des Schutzes unseres Filialen-Geschäftes.

Sie führen Salt-Angebote seit Mitte September nach zweieinhalb Jahren Unterbruch wieder in ihrem Sortiment. Es kam vor drei Jahren zu Differenzen bezüglich der Konditionen. Wie haben Sie sich nun wiedergefunden?

Durch Gespräche. Damals gab es eine Trennung, da Mobilezone mit den verlangten Konditionen nicht leben konnte und wollte. Es ging dabei nicht um Margen, sondern um grundsätzlichere Fragen. Hätten wir die gestellten Bedingungen akzeptiert, hätten andere Partner dasselbe gefordert. Mobilezone wäre stark geschwächt gewesen. Nun konnten wir dieses Problem aber bereinigen.

Wieviel Mehr-Umsatz erwarten Sie durch Salt?

Vor zweieinhalb Jahren haben wir durch den Ausstieg von Salt Geschäfte verloren. Ob es 5 oder 10 Prozent Umsatzverlust in der Schweiz waren, kann ich nicht genau beziffern. Teilweise gelang es unseren Beratern, Salt-Kunden von anderen Produkten zu überzeugen. Nun werden wir umgekehrt sicherlich auch wieder mehr Verträge abschliessen. Ob es 5 oder 10 Prozent sein werden, weiss ich aber nicht.

Wie verkaufen sich die Salt-Produkte derzeit?

Nach gut zwei Monaten ist der Marktanteil bei uns noch nicht dort, wo ihn Salt sich erhofft hat. Das kommt jedoch nicht überraschend. Denn bei der Wiedereinführung der Salt-Angebote muss ein Umdenken stattfinden, bei den Kunden sowie bei unseren Beratern. Teilweise ist noch nicht bekannt, dass wir wieder Salt-Verträge anbieten. Ich gehe aber davon aus, dass wir in einem Jahr einen Marktanteil für Salt-Angebote von gegen 20 Prozent erreichen werden.

Für das Gesamtjahr 2018 streben Sie einen Betriebsgewinn auf Stufe Ebit bei 55 bis 60 Millionen Franken an. Sind Sie weiter auf Kurs?

Ja. Wir sind überzeugt, dass wir unsere Ziele für 2018 erreichen werden.

Immer wieder kommen Gerüchte auf, dass Mobilzone die Dividende kürzt. Können Sie die Dividende in der aktuellen Höhe bei 60 Rappen pro Aktie halten?

Die Gerüchte sind für uns nicht nachvollziehbar. Ich sehe keinen Grund, diese 60 Rappen nicht auszuschütten. Letztes Jahr betrug unser Nettogewinn 35 Millionen Franken, in diesem Jahr dürften wir das wieder erreichen, vielleicht wird es sogar etwas mehr. Wenn wir nun 60 Rappen Dividende ausschütten, kostet uns das 24 Millionen Franken. Wir können uns die Auszahlung in dieser Höhe also leisten.

Behalten Sie einen Teil des Gewinns für Zukäufe zurück?

Ja, wir haben eine Reserve aufgebaut. Wir wollen wachsen, insbesondere über gute Akquisitionen. Aus eigener Liquidität oder durch Bankkredite könnten wir eine Firma zum Preis von 30 bis 40 Millionen Franken akquirieren, ohne dazu eine weitere Kapitalerhöhung durchführen zu müssen. Derzeit laufen verschiedene Gespräche über mögliche Übernahmen, in diesem Jahr werden wir aber sicherlich keine Akquisition mehr ankündigen.

In welchen Regionen sind Übernahmen für Sie ein Thema?

In Deutschland und in der Schweiz. Österreich hingegen steht für uns nicht im Fokus.

Von 2009 bis 2017 hatte Mobilezone mit Martin Ebner einen sehr grossen Ankeraktionär. Da er seine Anteile abgestossen hat, könnte Mobilezone nun leichter übernommen werden.

Dieser 'Schutz' ist tatsächlich weg. Wenn uns jemand übernehmen möchte und die Aktionäre sowie der Verwaltungsrat mit dem Angebot einverstanden sind, geht eine Übernahme folglich absolut in Ordnung.

Gibt es konkrete Interessenten?

Vor meiner Zeit bei Mobilezone gab es diverse Angebote aus England. Der Kurs der Mobilezone-Aktie lag damals zwischen 2 bis 3 Franken. Wegen 20 bis 30 Rappen pro Aktie wurde man sich nicht einig, ansonsten wäre Mobilezone bereits vor 15 Jahren verkauft worden. Auch in den letzten Jahren gab es konkrete Anfragen.

Vor einiger Zeit, im Jahr 2010, kursierte das Gerücht, dass die Migros Mobilezone übernehmen will. Ist eine Übernahme durch die Migros auch heute noch vorstellbar?

Das müssten Sie die Migros direkt fragen. Wir sind aber knapp 500 Millionen Franken wert und mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018 um die 11 günstig bewertet.

Im Sommer 2015 war die Mobilezone-Aktie zwischenzeitlich bei über 16 Franken, heute sind es noch 11 Franken. Was braucht es nun, damit die Aktie wieder in Schwung kommt?

Ich glaube, langfristige Investoren haben es noch nie bereut, Mobilezone-Aktien gekauft zu haben. Unser Job ist es, weiterhin eine konstante Dividende auszuschütten und den Investoren aufzuzeigen, dass die Strategie stimmt. Weitere Akquisitionen werden unsere Wachstumsstrategie stützen.

Schauen Sie auch das Video-Interview mit Markus Bernhard. Der Mobilezone-CEO sagt dort, welches sein allerstes Mobiltelefon war und auf welches Smartphone er und seine Familie heute setzt.

Der 1999 gegründete Telecomspezialist Mobilezone führt ein vollständiges Handy-Sortiment und Tarifpläne für Mobil- und Festnetztelefonie, Digital TV und Internet aller Schweizer Anbieter (Swisscom, Sunrise, Salt und UPC). Darüber hinaus bietet Mobilezone auch weitere Services an, wie etwa Reparaturdienste (Mobiletouch) oder auch eigene Vertragslösungen (TalkTalk). Die Gruppe beschäftigt über 900 Mitarbeitende und hat ihren Hauptsitz im November 2018 von Regensdorf nach Rotkreuz verlegt. Der grösste Wachstumsmarkt ist Deutschland, wo die Tochterfirma einsAmobile Telecomprodukte über verschiedene Internetportale vertreibt. Im ersten Halbjahr 2018 wurden 68 Prozent des Gesamt-Umsatzes in Deutschland generiert, 27 Prozent stammten aus der Schweiz und die restlichen 5 Prozent aus Österreich.

Markus Bernhard ist seit 2014 CEO von Mobilezone, von 2007 bis 2013 amtete er dort bereits als Finanzchef. Nach seinem Wirtschaftsstudium an der Hochschule St. Gallen arbeitete er als Finanzexperte von 1991 bis 1997 bei Revisuisse Price Waterhouse in Zürich. Danach übte er zunächst bei Cope und anschliessend bei Mount10 Holding das Amt als CFO aus, ehe er 2007 zu Mobilezone wechselte.