Die Schieflage des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande bleibt das bestimmende Thema auf dem Börsenparkett. Investoren fürchten die Zahlungsunfähigkeit von Chinas zweitgrösstem Immobilienentwickler sowie Dominoeffekte am Immobilien- und Finanzmarkt. Das Unternehmen sitzt auf einem 300-Milliarden-Dollar-Schuldenberg, der ihm jetzt zum Verhängnis werden kann. In den nächsten Tagen werden Zinszahlungen fällig, die Evergrande eventuell nicht mehr bedienen kann. 

Die Krise um Evergrande rüttle am Vertrauen in die globale Investment-Story des Landes, glaubt Mohamed El-Erian. Der Ex-Pimco-Chef und heutige Allianz-Marktexperte warnt im CNBC-Interview, dass die aktuelle Evergrande-Entwicklung kombiniert mit den Schlagzeilen in diesem Jahr über die regulatorischen Vorstösse von Peking im Technologie-Bereich " den Glauben daran erschüttert, dass China ein investierbarer Markt ist". 

"Was in China passiert, erschüttert die Grundpfeiler dieser globalen Investment-Idee, die besagt, dass die chinesische Regierung immer hinter dem Finanzsektor stehen wird. Dies ist nicht der Fall", sagte El-Erian in dem am Montag ausgestrahlten Interview. 

Allerdings: Auf die Frage, ob er glaube, dass die Evergrande-Krise das Vertrauen in China als investierbaren Markt nur temporär oder langfristig beschädigt habe, sagte El-Erian: Die Umwälzungen würden wahrscheinlich nur vorübergehend sein und für Investoren nur eine Übergangsphase darstellen.

"Die Leute sprechen von einem 'Lehman-Moment' für China. Ich glaube nicht, dass wir soweit sind", sagte der Ex-Pimco-Chef. Er bezog sich dabei auf die massiven Auswirkungen auf die Finanzmärkte nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im Jahr 2008.

El-Erian glaubt dennoch, dass die Märkte vor entscheidenden Tagen und Wochen stenden. Das chinesische Wachstums habe sich abgeschwächt, ebenso verliere die Konjunktur in den USA an Momentum. Insgesamt steuere die Fed auf sehr unsichere Zeiten zu.

Die grosse Frage in Bezug auf Evergrande sei nun: "War das jetzt ein kurzer Markt-Unfall oder ein wirklicher Politik-Fehler, der dazu führt, dass der Markt nicht mehr jeden 'dip' kauft", fragt El-Erian. "Das werden die nächsten Handelstage zeigen."