Bachem-Gründer und -Mehrheitsaktionär Peter Grogg hält direkt 5,4 Prozent der Anteile an Bachem und indirekt 52 Prozent über die Ingro Finanz AG. Grogg verstarb am Montag, wie am Dienstagabend bekannt wurde. Mit seinem Tod stellen sich Anlegerinnen und Anleger die Frage, ob es nun zum grossen Abverkauf des 2,1 Milliarden schwer Aktienpakets kommt, zumal das Unternehmen bisher keine weiteren Angaben zu den zukünftigen Besitzverhältnissen machte.
Die Valoren von Bachem notieren am Mittwochmorgen nach anfänglichen Kursabgaben leicht höher bei 50 Franken. Dies deutet auf eine zuversichtliche Haltung der Marktteilnehmer hin, dass die im Familienbesitz sich befindlichen Aktien nicht zum Verkauf gelangen. Ob dem tatsächlich so ist, wird sich allerdings noch weisen müssen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist aufgrund öffentlicher Informationen nicht abschätzbar, was mit den Aktien passiert, schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einer ersten Analyse.
Die Familie bleibt mit Nicole Grogg Hötze, der Tochter von Peter Grogg, weiterhin im Verwaltungsrat. Sie ist seit 2011 Vizepräsidentin des Verwaltungsrats und vertritt die Interessen der Familie, schreiben die Analysten der Bank Vontobel in einer Kundennotiz am Mittwoch. Mit dem Tod von Peter Grogg verliere Bachem seinen Gründer.
Die Vontobel-Experten geben dabei keine direkte Antwort, ob es nun zu einem Verkauf von Aktien kommen könnte oder nicht. «Das Unternehmen ist jedoch gut positioniert, um in der Peptid-Nische als Auftragshersteller von Arzneimitteln ein wichtiger Akteur zu bleiben. Hier ist es derzeit mit einem Marktanteil von 25 Prozent die Nummer eins.» Die Anlagebeurteilung lässt Vontobel unverändert. Das Rating für Bachem lautet «Hold» bei einem Kursziel von 65 Franken.
Laut Marc Possa, Manager des auf Schweizer Small- und Midcaps spezialisierten Fonds Saraselect und Bachem-Investor, dürfte sich an den Besitzverhältnissen bei Bachem kaum etwas ändern. «Grogg war visionär und damit auch der Bachem-Gründer vor 52 Jahren. Dies aber immer mit seiner Frau, welche ihn vorher in die USA begleitete und bei der Rückkehr Bachem mit ihm gründete», so Possa gegenüber cash.ch. Groggs Frau lebe weiter, und Tochter Nicole sitze seit vielen Jahren im Verwaltungsrat. «Deshalb, glaube ich, wird es keine Änderung geben», sagt Possa.
Verzögerungen bei neuer Produktionsstätte als Bremsklotz
Die Aktien des Pharmazulieferers haben seit Jahresbeginn 14 Prozent an Wert verloren, womit sie sich wieder auf dem Niveau von Mitte 2020 befinden. Eine nachhaltige Erholung des Titels lässt weiterhin auf sich warten, obwohl das Unternehmen an sich gut aufgestellt ist für zukünftiges Wachstum. Vom Allzeithoch bei 171,20 Franken im Oktober 2021 ist der Titel weit entfernt.
Zwar dürften die angekündigten US-Zölle praktisch keinen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung haben. Angesichts der begrenzten verfügbaren Kapazitäten und der differenzierten Produktqualität schätzt die Barclays Bank das Risiko einer signifikanten Neuverhandlung der Vertragspreise als relativ gering ein, selbst wenn Zölle im Pharmasektor angekündigt werden. Angesichts der hohen Kundenmargen gehen die Analysten der Investmentbank davon aus, dass die Kunden die Expansion von Bachem in der Schweiz und den USA weiterhin unterstützen werden.
Bei Barclays reicht das allerdings nicht für ein Kauf-Rating. Der zuständige Analyst schätzt den Titel mit «Equal-Weight» und einem Kursziel von 66 Franken ein. Dies hängt mit dem Bau der neuen Produktionsanlage am Firmensitz in Bubendorf zusammen.
So richtig ist dieses sogenannte Projekt «Gebäude K» nie in Gang gekommen und Verzögerungen führen dazu, dass die Produktion erst 2026 und nicht wie geplant 2024 hochgefahren werden kann. «Da es keine aktuellen Informationen zum Fortschritt von 'Gebäude K' gibt, bekräftigen wir angesichts des Ausführungsrisikos von Bachem unsere Equal-Weight-Bewertung, insbesondere da sich die Lieferzeiten für die Ausrüstung voraussichtlich verlängern werden», so die Analysten der britischen Investmentbank.
2 Kommentare
Wohl baldige Übernahme durch einen grossen CH/US Pharmaplayer
Wie relevant ist Gebäude K, wenn im „Sisslerfeld“ die Produktionskapazität nahezu verdoppelt wird?