Der Direktor der Luzerner Kantonalbank (LUKB), Bernard Kobler, hat wegen einer vor einem Monat bekannt gewordenen Affäre den Sessel geräumt. Er will damit einem Konzernchef Platz machen, der unbelastet und voll handlungsfähig ist.xml2node

Der 56-jährige Kobler hatte die LUKB, zu der er 1998 von der SBG (heute: UBS) gestossen war, seit 2004 geführt. Bis ein neuer CEO im Amt ist, wird die Bank interimistisch vom Chef des Retailbanking, Daniel Salzmann geführt, wie die LUKB am Dienstag mitteilte.

Obwohl Kobler per sofort als CEO zurückgetreten ist, muss er in der nächsten Zeit gemäss Austrittsvereinbarung der LUKB zur Verfügung stehen, dies damit die Übergabe reibungslos verlaufe. Kobler erhält bis zu seinem definitiven Austritt und längstens bis am 31. Januar 2015 ein Fixsalär in der bisherigen Höhe. Er wird weder einen Bonus noch eine Abgangsentschädigung erhalten. Kobler erhielt 2012 einen Fixlohn von 480'000 CHF.

Weniger Privat als erhofft

Kobler wurde zum Verhängnis, dass die Affäre, die von der LUKB zunächst als rein privat eingestuft worden war, öffentliches Interesse erregte. Er hätte für die Bank zur Belastung werden können.

Gegen seine Person sei eine "massive Kampagne" geführt worden, sagte Kobler gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Die Angelegenheit habe das Potential, seine Handlungsfähigkeit einzuschränken.

Der Verwaltungsrat der LUKB, die an der Börse kotiert ist und zu den zehn grössten Banken gehört, zog den gleichen Schluss. Der CEO brauche eine hundertprozentige Rückendeckung, denn eine Bank verkaufe Vertrauen, sagte Verwaltungsratspräsident Mark Bachmann.

Kein überhasteter Entscheid

Der Einschätzung vorausgegangen war gemäss Bachmann eine systematische Analyse der Reaktionen von Kunden, Aktionären und Mitarbeitern. Die Mitarbeiter hätten sich oft wegen der Angelegenheit erklären müssen, sagte der Verwaltungsratspräsident.

Der Rücktritt sei ein Entscheid mit Blick nach vorn, sagte Bachmann. Er sei zeitgerecht, aber ohne Zeitdruck gefällt worden.

Zwischen dem Chef der Bank und dem Verwaltungsrat hat gemäss Bachmann vorgängig ein enger Austausch stattgefunden. Kobler sagte, er habe seinen Rücktritt in Absprache mit dem Verwaltungsrat beschlossen.

Kein materieller Schaden

Der Verwaltungsratspräsident erklärte, es sei ein Zeichen von Grösse, dass Kobler die Interessen der Bank über die eigenen stelle. In der Bank habe sich Kobler nichts zu Schulden kommen lassen. Bachmann und Kobler betonten, dass der Bank durch die Affäre kein materieller Schaden entstanden sei.

Kobler und seine Ex-Geliebte, mit der er ein gemeinsames Kind hat, hatten gegenseitig Strafklagen eingereicht, diese kurz vor Weihnachten 2013 aber zurückgezogen. Weil es sich bei den Vorwürfen um Offizialsdelikte handelt, ist das Dossier noch immer bei der Staatsanwaltschaft pendent, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage erklärte.

(AWP)