Im kleinen Weiler Ewil in der Nähe von Sachseln steht eine Hightech-Schmiede der besonderen Art. Maxon Motor produziert Antriebssysteme, die es bis auf den Mars geschafft haben. Mit den Missionen auf den roten Planeten in den Jahren 1997 und 2004 ist das Unternehmen, das 1961 durch die Gebrüder Braun gegründet wurde, bekannt geworden. Die Marsmobile "Sojourner", "Spirit" und "Oppurtunity" wurden durch Maxon-Technik angetrieben. Dabei handelt es sich um Motoren mit eisenloser Wicklung – eine Spezialität des Hauses.

In Zukunft sollen diese Antriebssysteme auch bei Venus-Missionen zum Einsatz kommen. Die Motoren müssen dabei extremen Bedingungen trotzen. Auf der Venus herrschen Temperaturen bis 480 Grad. "Wir sind zuversichtlich, dass wir solche Motoren bauen können. Erste Tests zeigten bereits erfreuliche Resultate", sagt Maxon-Motor-CEO Eugen Elmiger im Gespräch mit cash.

Im Unterschied zu herkömmlichen Motoren mit einem Eisenkern erhöht sich der Wirkungsgrad bei Antrieben mit der eisenlosen rautenförmigen Wicklung um fast das Doppelte. Dies ist vor allem auf die deutlich kompaktere Bauweise zurückzuführen. Das geringe Trägheitsmoment der freitragenden Wicklung bewirkt extreme Beschleunigungen. Zudem minimiert die Wicklung die elektrischen Störsignale, was sich positiv auf die Lebensdauer auswirkt. Ein Muster des Motors sowie eine Nachbildung des Marsmobils "Sojourner" ist im cash-Video zu sehen.

Vorstoss in den E-Bike-Markt

Die Maxon-Produkte fliegen nicht nur in den Weltraum, sondern werden unter anderem auch in der Medizintechnik, der Automobilindustrie oder in der Robotik eingesetzt. Die Mitentwicklung humanoider Roboter zählt zu Elmigers Lieblingsprojekten. Der renommierte Schweizer Robotik-Forscher Rolf Pfeifer setzte beim menschenähnlichen Roboter namens Ecce auf Maxon-Antriebssysteme. Und ebenfalls beim neuesten Spross aus Pfeifers Labor für künstliche Intelligenz an der Zürcher Universität – dem Roboy – stammt Motor, Getriebe, Sensorik und Elektronik aus der Obwaldner Hightech-Firma.

Bald wird Maxon auch im E-Bike-Markt mitmischen. "Wir testen ultraleichte und sehr effiziente Antriebe für Elektrofahrräder", sagt Elmiger. Ein Prototyp zeigt der CEO erstmals der Öffentlichkeit im Video-Interview. Die Antriebe basieren auf einer ähnlichen Technik wie bei den Marsmobilen und werden derzeit von Downhill-Spezialisten auf Herz und Nieren geprüft. "Wir glauben der Motor erlangt in neun Monaten die Marktreife", sagt Elmiger (50), der selber ein passionierter Mountainbiker ist.

Kampf gegen Kopisten

Wie bei allen Hightech-Unternehmen zählt der Schutz der Produkte zu den grössten Herausforderungen bei Maxon. "Wer gut ist, wird kopiert", stellt Elmiger fest. Maxon lässt technische Schlüssellösungen patentieren. Weiter wird das Wissen auf diverse Standorte verteilt. Anfang Jahr eröffnete Maxon einen Produktionsstandort in Südkorea. Dies ist der vierte Produktionsstandort neben der Schweiz, Deutschland und Ungarn.

Die richtigen Leute für die richtigen Aufgaben zu finden, ist eine weitere Herausforderung. Maxon rekrutiert Spezialisten teils direkt von den Universitäten und Fachhochschulen. Oft werden aber auch Spezialisten aus dem Ausland geholt. Insgesamt arbeiten bei Maxon weltweit Menschen aus mehr als 32 verschiedenen Nationen. Über 60 Prozent der 1150 Mitarbeiter im Hauptsitz in Sachseln kommen aus der Region. Global beschäftigt das Unternehmen über 2000 Personen.

An die Ufer des Sarnersees gelangen viele Spezialisten. "Die Mitarbeit an prestigeträchtigen Projekten wie den Mars-Missionen oder humanoiden Robotern hilft uns", so Elmiger. Und nicht zuletzt sei auch die gute Luft in Sachseln ein Grund bei uns zu arbeiten, bemerkt der 50-Jährige mit einem Schmunzeln.

 

Im cash-Video-Interview erklärt Eugen Elmiger Produkt-Innovationen und äussert sich zur Aufhebung der Kurzarbeit.