Am gestrigen Dienstag stieg die Aktie des Pharmazulieferers Lonza auf 347,40 Franken und damit auf den höchsten Stand in der traditionsreichen Firmengeschichte. Und obwohl sie mit 344,20 Franken etwas tiefer aus dem Handel ging, errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein sattes Plus von gut 35 Prozent. Bei den Aktien aus dem Swiss Market Index (SMI) schnitt nur jene von Richemont noch besser ab.

Als treibende Kraft hinter diesen Kursgewinnen erwiesen sich Ergebnishoffnungen. Wie die am frühen Mittwochmorgen veröffentlichten Halbjahreszahlen bestätigen, waren diese Hoffnungen denn auch nicht ganz unbegründet. Lonza weiss die hohen Erwartungen beim Umsatz zu erfüllen, beim operativen Kerngewinn (EBITDA) sogar leicht zu übertreffen.

Gleichzeitig bekräftigt das Unternehmen sowohl die diesjährigen Zielvorgaben als auch die Mittelfristziele. Einige wenige Analysten hatten sich im Vorfeld eine leichte Anhebung der diesjährigen Zielvorgaben erhofft. Eine solche bleibt nun aus.

Nachdem die Lonza-Aktie im frühen Handel bei 352 Franken ein neues Rekordhoch erreichte, fällt sie Gewinnmitnahmen zum Opfer. Zur Stunde verliert sie gar 0,2 Prozent auf 343,70 Franken.

Operatives Ergebnis entspricht in etwa den Erwartungen

Wie die für Baader-Helvea tätige Pharmaanalystin schreibt, übertrifft der Kerngewinn die bankeigenen Schätzungen um 3 bis 5 Prozent. Der Gewinn je Aktie liege jedoch um rund 5 Prozent darunter, so räumt sie ein. Während die Analystin das starke Abschneiden im Bereich Pharma Biotech & Nutrition und die leicht höhere operative Kernmarge im Bereich Specialty Ingredients begrüsst, schliesst sie von den beibehaltenen diesjährigen Zielvorgaben auf eine Wachstumsverlangsamung in der zweiten Jahreshälfte. Auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes rechnet die Analystin mit rückläufigen Markterwartungen für das laufende Jahr. Dennoch empfiehlt sie die Lonza-Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 349 Franken zum Kauf.

Ihr Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank macht vor allem buchhalterische Anpassungen im Zusammenhang mit IFRS 16 für die besser als erwartet ausgefallene operative Kerngewinnmarge in der ersten Jahreshälfte verantwortlich. Seines Erachtens entspricht die Margenentwicklung auf Gruppenebene rein operativ in etwa den Erwartungen, wobei er die Umsatzentwicklung bei Pharma Biotech & Nutrition als erfreulich bezeichnet. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Marktgewichten".

Bei Julius Bär wird die Umsatz- und Margenentwicklung in der ersten Jahreshälfte als "solide" bezeichnet. Gleichzeitig verweist man bei der Zürcher Bank aber auf die starke Kursentwicklung im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung sowie auf die enttäuschte Hoffnung auf eine Erhöhung der diesjährigen Zielvorgaben. Nichtsdestotrotz wird die Lonza-Aktie weiterhin mit einem Kursziel von 363 Franken zum Kauf empfohlen.

Ausgliederung von Specialty Ingredients schreitet voran

Anfang Juni kündigte Lonza eine Ausgliederung des Geschäftsbereichs Specialty Ingredients an. Wie der Medienmitteilung vom heutigen Mittwochmorgen entnommen werden kann, schreitet die Ausgliederung frist- und budgetgerecht voran.

Specialty Ingredients gilt als das Sorgenkind von Lonza. Mit einem Umsatz von 859 Millionen Franken entwickelte sich dieser Geschäftsbereich in der ersten Jahreshälfte denn auch deutlich schlechter als erwartet wurde. Im Schnitt gingen Analysten von einem Umsatz von 885 Millionen Franken aus.

Wie es im hiesigen Handel heisst, dürfte sich Lonza früher oder später von Specialty Ingredients trennen und den Geschäftsbereich verkaufen. Je besser dessen Umsatz- und Gewinnentwicklung, desto höher der mögliche Verkaufspreis, lautet der Tenor.