Als der Industriekonzern Dätwyler im August letzten Jahres mit enttäuschenden Halbjahreszahlen aufwartete, schwor er die Aktionäre auf eine bessere zweite Jahreshälfte ein.

Auf das Gesamtjahr betrachtet erfüllt das bei Analysten beliebte Unternehmen die eigenen Zielvorgaben einer operativen Marge (EBIT) zwischen 12 und 15 Prozent bei einem Umsatz von 1,35 bis 1,4 Milliarden Franken zwar. Mit einem Umsatz von 1,36 Milliarden Franken und einer operativen Marge von 12,5 Prozent liegt das Ergebnis allerdings am ganz unteren Ende der Zielvorgaben. Dabei werden selbst die pessimistischsten Analystenschätzungen klar verfehlt.

Und als ob das nicht schon genug wäre, wissen auch die Zielvorgaben für 2019 nicht zu überzeugen. Mit 1,45 bis 1,5 Milliarden Franken bewegen sich die Umsatzvorgaben unter den Erwartungen der Analysten, wobei das Unternehmen erneut eine operative Marge in Höhe von 12 bis 15 Prozent anstrebt.

An der Schweizer Börse SIX kommt diese geballte Ladung an Negativnachrichten verständlicherweise nicht gut an. Die Dätwyler-Aktie verliert zur Stunde satte 6 Prozent auf 141,40 Franken. Damit rutscht die Aktie auf der Liste der diesjährigen Börsengewinner weiter nach unten.

Markterwartungen zu optimistisch für 2019

Die UBS macht in einer ersten Stellungnahme das enttäuschende Abschneiden im Geschäft mit technischen Komponenten für die Wachstumsverlangsamung zwischen Juli und Dezember verantwortlich. Den tiefer als erwartet ausgefallenen operativen Gewinn führt sie hingegen auf eine Verschlechterung der Umsatzzusammensetzung im Bereich der Dichtungslösungen zurück. In beiden Geschäftszweigen habe die Nachfrageschwäche in der Automobilindustrie Spuren hinterlassen, so die Grossbank. Die Dätwyler-Aktie wird von der UBS wie bis anhin mit einem 202 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel zum Kauf empfohlen.

Das vorliegende Jahresergebnis wecke gemischte Gefühle, heisst es hingegen bei der Bank Vontobel. Die Zürcher Bank spielt damit einerseits auf das eigentlich gar nicht so schlechte organische Umsatzwachstum und die Margenentwicklung im Geschäft mit technischen Komponenten, andererseits aber auch auf die schwachen Margen auf Gruppenebene an. Angesichts der zu optimistischen Markterwartungen für 2019 sieht die Bank Vontobel Revisionsbedarf. Sie stuft die Aktie vorerst jedoch mit "Buy" und einem Kursziel von 200 Franken ein.

Verteidigende Töne schlägt man bei Baader-Helvea an. Trotz einem schwächer als erwarteten Jahresergebnis und einem eher vorsichtigen Ausblick für 2019 werden die längerfristigen Wachstumsaussichten für intakt befunden. Insbesondere dem Geschäft mit Verpackungen für die Pharmaindustrie wird bei Baader-Helvea eine grosse Zukunft vorhergesagt. Darauf abgestützt lautet das Anlageurteil "Buy" mit einem Kursziel von 220 Franken.

Aktie gilt als ein Liebling der Analysten

Nicht nur bei hiesigen Fondsmanagern, auch bei Analysten ist Dätwyler sehr beliebt. Fünf von fünf Experten empfehlen die Aktie des Industriekonzerns zum Kauf. Mit 230 Franken hat die Credit Suisse das höchste Kursziel ausstehend.

Unangenehme Fragen muss sich der UBS-Analyst gefallen lassen. Er hatte die Dätwyler-Aktie im Januar zu Kursen von 148 Franken von "Neutral" auf "Buy" heraufgestuft und ihr einen Vorstoss auf gut 200 Franken nachgesagt. Der Bereich Dichtungslösungen alleine sei schon 157 Franken je Aktie wert, so argumentierte der Analyst damals.

Händlern zufolge zwingt der vorliegende Zahlenkranz wohl viele Analysten, bei ihren Empfehlungen, Kurszielen und Schätzungen über die Bücher zu gehen.