Viele Privatanleger  wollen mit ihren Investments nicht mehr Rendite um jeden Preis erwirtschaften. Sie streben vielmehr ein Gleichgewicht zwischen Rendite und ethisch vertretbarer Anlage an.

Dieser Trend zeigt sich in der Statistik sehr deutlich: Wie Daten des Vereins und der Plattform Swiss Sustainable Finance (SSF) belegen, wurden in der Schweiz im Jahr 2015 192 Milliarden Franken nachhaltig investiert. Das ist ein Zuwachs von 169 Prozent zum Vorjahr. Allerdings ist dieser starke Anstieg teilweise auf eine neue Erhebungsmethode zurückzuführen: Erstmals wurden auch grosse Pensionskassen, Versicherungen und Stiftungen befragt.

Aber das ist nicht der einzige Grund: "Mehr Banken berücksichtigen Nachhaltigkeitsfaktoren in der Vermögensverwaltung", sagt Sabine Döbeli, Geschäftsleiterin von Swiss Sustainable Finance im Video-Interview mit cash.  Erste Indizien würden zeigen, dass das Volumen bei nachhaltigen Investments auch 2016 weiter angestiegen sei, auch wenn noch keine genauen Daten vorliegen.

Im cash-Video-Interview  sagt  SSF-Geschäftsführerin Sabine Döbeli, wann ein Fonds nachhaltig ist, weshalb Institutionelle Anleger nachhaltig investieren und welche Nachhaltigkeitsthemen bei den Privatanlegern derzeit besonders im Trend sind.

Keine klare Begriffsdefinition

Die beste Möglichkeit für Privatanleger, nachhaltige Investments zu tätigen, ist Geld in entsprechende Fonds anzulegen (Top-10-Performer siehe Tabelle unten).  Mitterweile bieten viele Banken Nachhaltigkeitsfonds an.

Doch nachhaltig ist nicht gleich nachhaltig. Wann ein Fonds dieses Etikett tragen darf und wann nicht, ist nicht eindeutig definiert. Meist liegt es im Ermessen der anbietenden Bank. Bei einigen Anlageprodukten drängt sich daher auch der Verdacht von Marketingfallen auf.

2005 hat die Uno zwar "Sechs Prinzipien für verantwortliches Investieren" festgelegt, doch handelt es sich dabei lediglich um nicht-bindende Orientierungshilfen. Immerhin werden von den meisten Fonds-Anbietern die ESG-Kriterien (Environment Social Governance) - eines der sechs UN-Prinzipien - berücksichtigt, wodurch Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Themen bei Nachhaltigkeitsfonds miteinbezogen werden.

Doch je nach Fonds werden diese Kriterien bei der Titelwahl anders angewendet, beziehungsweise interpretiert. Verbreitet ist die Methode, bestimmte Branchen oder Firmen mit fragwürdigen Produktionsmethoden gänzlich auszuschliessen. Das kann etwa die Waffen-, Tabak- oder Porno-Industrie sein. Oder Firmen, bei denen Fälle von Kinderarbeit oder anderen Menschenrechtsverletzungen bekannt sind.

Eine andere Linie verfolgt der "Best-in-Class"-Ansatz.  Hier werden Branchen nicht explizit ausgeschlossen, sondern innerhalb der Branche quasi der Musterschüler bezüglich sozialer Verantwortung oder Umweltschutz gewählt. In solchen Fonds können sich auch Waffenhersteller oder Atomstromproduzenten befinden.

Renditeeinbusse durch sauberes Investieren?

Egal, welcher Ansatz nun gewählt wird: Muss das gute Gewissen des Anlegers durch "saubere" Investments schlussendlich mit einer geringeren Rendite bezahlt werden? Zumindest der norwegische Staatsfonds beantwortet diese Frage derzeit mit "Ja".

Ein am Dienstag präsentierter Bericht des Staatsfonds hat aufgezeigt, dass deren Ethik-Richtlinien im vergangenen Jahrzehnt 1,3 Milliarden Euro an Kosten verursacht haben. Dies, weil der Fonds auf Investments in Unternehmen verzichte, die Massenvernichtungswaffen herstellen oder gegen Menschenrechte verstossen (cash berichtete).

Doch eine Untersuchung der Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank aus dem Jahr 2016 kommt zum Ergebnis, dass sich nachhaltiges Investieren und Rendite nicht beissen müssen. Im Gegenteil: "Nachhaltiges Investieren zahlt sich finanziell aus", so das Fazit der Studie.

Die rentabelsten Nachhaltigkeitsfonds

Auch ein Blick auf die zehn am besten performenden Nachhaltigkeitsfonds zeigt, dass durchaus attraktive Renditen drinliegen:  So hat ein Fonds von J. Safra Sarasin, welcher auf Aktien von brasilianischen Firmen mit sozialer Verantwortung setzt, in den letzten 52 Wochen 47 Prozent zulegen können. Die grössten Positionen, die für die Rendite hauptverantwortlich sind,  nehmen jedoch Einzeltitel ein, die auf Anhieb nicht mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht werden: Die Pharma-Firma Hypermarcas, die Banco do Brasil und der Mischkonzern Itausa.

Ein Vontobel-Fonds, der aus kleineren und mittleren Schweizer Titeln besteht, schafft es auf Platz 6. Die am stärksten gewichteten Einzeltitel dieses Fonds sind Schindler, Lonza und Lindt & Sprüngli. Auch ein ETF, also ein passiv verwalteter Fonds, findet sich unter den Top 10: Der "UBS ETF MSCI USA" setzt auf grosse US-Titel mit "sozialer Verantwortung" und legte in den letzten 52 Wochen 23 Prozent zu. Auf den Top-Positionen befinden sich die Titel von Procter & Gamble, Microsoft und Cisco System.

Klassischere Nachhaltigkeitsfonds findet man in den Top 10 vergebens. Der BlackRock Global Funds - New Energy erreichte aber immerhin über die letzten drei Jahre im Schnitt eine jährliche Performance von 8 Prozent. Investiert wird in Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Enthalten sind zum Beispiel die Aktien von NextEra Energy, Vestas Wind Systems und EDP Renovaveis.

Die besten Nachhaltigkeitsfonds

FondsRendite, 1 JahrDurchschn. jährliche Rendite, letzte 3 JahreBeschrieb
JSS Responsible Equity - Brazil (USD)+47-Aktien Brasilien
UBS (Lux) ES Emerging Mkts Sust (USD)+36-Aktien Schwellenländer
Parvest Sustainable Bd World Corp (USD)+32-Unternehmensanleihen Global
JSS Sustainable Equity Glbl EM (USD)+30+11Aktien Schwellenländer
Cadmos-Emerging Markets Engagement (USD)+28+14Aktien Schwellenländer
Vontobel mtx Sust Asian Ldrs exJpn (EUR)+27+12Aktien Asien (ohne Japan)
Legg Mason CB US Eq SL+24-Aktien USA (Large-Cap)
Vontobel (CH) Ethos Eq Swiss M&S (CHF)+23+18Aktien Schweiz (Small/Mid-Cap)
UBS ETF MSCI USA SRI (USD)+23+16Aktien USA (Large-Cap)
Candriam Sust North America R (EUR)+22+11Aktien USA (Large-Cap)

Renditeentwicklung in Euro. Nur Fonds wurden berücksichtigt, die von Morningstar das höchste Nachhaltigkeitsrating erhalten haben. Daten: Morningstar (Stand 21.3.2017)