Dieser Artikel ist Teil des Magazins «cash VALUE Fonds» 2014. Das Magazin kann als PDF heruntergeladen oder als ePaper gelesen werden.
Ob Minister, Fondsmanager oder Vermögensberater: Kaum ein Exponent der Wirtschaftswelt rund um den Globus spricht nicht von Nachhaltigkeit. In dieser Beliebtheit steckt gleichzeitig ein Problem von Nachhaltigkeitsfonds: Ein Angebot von mehreren hundert Fonds macht die Auswahl für Anleger schwierig. So gibt es auch keine verbindlichen Regeln, welche Produkte in einem Fonds verboten sind. Zwar gibt es seit 2005 von der Uno die "Principles for Responsible Investment" (PRI). Doch sind das keine strikten Vorgaben, sondern bloss Orientierungshilfen.
So genannte "ESG-Kriterien" (Environment Social Governance) zu Umwelt-, Sozial- und Governancekriterien werden indes von den meisten Anbietern von nachhaltigen Fonds angewendet. In der Schweiz am weitesten verbreitet ist die Strategie, gewisse Branchen oder Produktionsmethoden auszuschliessen. Das betrifft vor allem die Waffen-, Tabak- oder die Atomindustrie.
Mögliche böse Überraschungen bei Nachhaltigeitsfonds
Bei einem anderen Auswahlverfahren kann es mitunter zu bösen Überraschungen kommen: Der "Best-in-Class"-Ansatz macht keine thematischen Einschränkungen, sondern wählt aus jeder Branche die vorbildlichsten Unternehmen aus.
Es kann dann vorkommen, dass in einem entsprechenden Fonds Aktien oder Anleihen von Erdölunternehmen, Atomstromproduzenten oder Waffenherstellern auftauchen. So ist beispielsweise Honeywell eine der Top-5-Positionen des "RobecoSAM-Smart-Energy"-Fonds. Der US-Industriekonzern stellt mitunter auch Rüstungsgüter her. Bei der integrativen Methode schliesslich werden soziale, ethische und ökologische Kriterien sowie Corporate-Governance-Aspekte in die traditionelle Finanzanalyse einbezogen.
Ziel des nachhaltigen Investierens sei eine Veränderung zu bewirken, und nicht, ein besonders grünes Portfolio zu erstellen, sagt denn auch Sabine Döbeli vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (siehe Interview unten). Nick Beglinger sieht das ein bisschen anders. Für den Präsidenten von Swisscleantech, dem Verband der grünen Wirtschaft, arbeitet ein Fondsanbieter erst dann nachhaltig, wenn er nicht bloss einen Teil, sondern sämtliche Gelder nachhaltig anlegt. Das mache beispielsweise die Privatbank Globalance, so Beglinger. Dasselbe gilt für die Alternative Bank Schweiz. Sie bietet ausschliesslich nachhaltige Anlagen an und verfolgt keine Renditemaximierung, wie Sprecher Bruno Bisang sagt.
Ein neues Rekordhoch bei den Nachhaltigkeitsfonds
Fakt ist: Die Beliebtheit nachhaltiger Anlagen nimmt in der Schweiz seit Jahren zu. Per Ende 2012 haben sie laut FNG mit 48,5 Milliarden Franken ein neues Rekordhoch erreicht. Das entspricht einer Zunahme von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings stagniert die Zahl der Fonds innerhalb der nachhaltigen Anlagen. Zum Wachstum trug zuletzt vor allem die steigende Zahl der Vermögensverwaltungsmandate bei, die schon fast die Hälfte der nachhaltigen Anlagen ausmachen. Dieses Volumen ist für Beglinger immer noch zu klein. "Nachhaltigkeit darf nicht eine Nische bleiben, sondern muss Mainstream werden." Er fordert von den Fondsmanagern eine noch stärkere Berücksichtigung der ressourcenschonenden Wirtschaft.
Nachhaltigkeit und Rendite schliessen sich nicht aus
Dass sich Nachhaltigkeit und Rendite nicht gegenseitig auszuschliessen brauchen, zeigt die Rangliste der besten in der Schweiz zugelassenen Nachhaltigkeitsfonds. Mit dem "LSF-Asian-Solar-&-Wind"-Fonds beispielsweise konnte 2013 ein Gewinn von 150 Prozent eingefahren werden (siehe Tabelle). Der Fonds setzt auf Aktien verschiedener Solar- und Windkraftunternehmen.
Ein Risiko bei der Fondsauswahl ist die Grösse des Anlageuniversums. Natalia Wolfstetter, Leiterin der Morningstar-Fondsanalyse Deutschland, sagt, bei einigen Fonds sei die Auswahl an möglichen Titeln so gering, dass der Fonds ein Klumpenrisiko darstelle. Wolfstetter rät deshalb, Fonds mit breiterer Aufstellung zu berücksichtigen. Die Ungenauigkeit der Definition und die grosse Auswahl an Produkten machen nachhaltige Anlagen herausfordernd. Wolfstetter rät privaten Investoren deshalb, immer auch selbst die Zusammensetzung der Fonds anzuschauen.
Zudem muss bei Nachhaltigkeitsfonds mehr als anderswo auf die Langzeit-Performance geachtet werden. Denn wer nachhaltig Geld anlegen möchte, sollte nicht auf die kurzfristige Rendite schielen.
Die besten Nachhaltigkeitsfonds 2013
Fonds | Rendite 2013, in % | Rendite 3 Jahre, in % | Rendite 3 Jahre, in % | Valor |
---|---|---|---|---|
LSF Asian Solar & Wind (EUR) | 150 | -22 | - | 4898695 |
Guinness Alternative Energy (USD) | 67 | -14 | -21 | 3991450 |
Asselsa Small & Mid Caps Switzerland (CHF) | 45 | 17 | 47 | 1642120 |
Sarasin Sustainable Equity USA (USD) | 42 | 30 | - | 11527444 |
Connect Equity USA Green (USD) | 38 | 15 | 19 | 2798883 |
Quelle: Morningstar (Stand: 10.1.2014)