Die gute Nachricht zuerst: Obschon sich Nestlé im dritten Quartal einer hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr gegenübergestellt sah, konnte der Nahrungsmittelkonzern das Wachstumstempo gegenüber den ersten sechs Monaten beibehalten.

Mit 2,9 Prozent bewegte sich die organische Umsatzentwicklung im Rahmen der Analystenschätzungen. Dasselbe gilt sowohl für das Volumenwachstum als auch für die Gestaltung der Verkaufspreise. 

Dass die Nestlé-Aktie an der Schweizer Börse SIX dennoch 0,3 Prozent auf 79,32 Franken gewinnt, überrascht Beobachter. Letztere weisen darauf hin, dass beim vorliegenden Zahlenkranz in Bezug auf dessen Qualität Abstriche gemacht werden müssen.

Rücktritt der Asien-Chefin kommt nicht gut an

Nicht nur in Nord-, Mittel- und Südamerika, auch in Europa wuchs der Nahrungsmittelhersteller nämlich langsamer als gedacht. Und als ob das noch nicht genug ist, werden die Wachstumserwartungen der Analysten auch im margenstarken Wassergeschäft verfehlt.

Hinzu kommt der überraschende Rücktritt der langjährigen Asien-Chefin, Wan Ling Martello. Sie galt als sehr erfolgreich und war gerade bei angelsächsischen Grossinvestoren sehr beliebt.

In einem Kommentar der US-Investmentbank Bernstein Research werden die Quartalsumsatzzahlen insgesamt als solide bezeichnet. Allerdings bedauert der Autor den Rücktritt der Asien-Chefin, welchen er als "grosse Enttäuschung" ins Zentrum der Quartalsumsatzpräsentation stellt. Der Bernstein-Analyst stuft die Nestlé-Aktie wie bis anhin mit "Market Perform" und einem Kursziel von 84 Franken ein.

Versöhnlichere Töne schlägt sein Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank an. Seines Erachtens tritt mit Chris Johnson ein regelrechter "Nestlé-Veteran" in die Fussstapfen der bisherigen Asien-Chefin. Und auch was die organische Umsatzentwicklung anbetrifft, so hält der ZKB-Analyst die leichte Wachstumsbeschleunigung im dritten Quartal für ermutigend. Doch selbst ihm scheint die eher mässige qualitative Zusammensetzung des Umsatzwachstums nicht entgangen zu sein. An der "Untergewichten" lautenden Verkaufsempfehlung für die Nestlé-Aktie ändert sich nichts.

Licht und Schatten

Die für Morgan Stanley tätige Nahrungsmittelanalystin gewinnt den vorliegenden Umsatzzahlen sowohl positive als auch negative Aspekte ab. Positiv beurteilt sie die Wachstumsbeschleunigung in Nordamerika, die Belebung im Schlüsselmarkt Brasilien sowie das starke Geschäftsmomentum in China sowie bei Nespresso. Negativ schlagen hingegen der Preisdruck in Westeuropa und das enttäuschende Abschneiden im Wassergeschäft zu Buche. Dennoch empfiehlt die Analystin die Aktie von Nestlé mit "Overweight" und einem Kursziel von 88 Franken zum Kauf.

Ähnlich äussert man sich bei der Bank Vontobel. In Nordamerika, China sowie im Geschäft mit Kindernahrung habe Nestlé sehr erfreulich abgeschnitten, so heisst es bei der Zürcher Bank. Mit der schwachen Absatzentwicklung im Wassergeschäft ist sie hingegen gar nicht zufrieden und auch vom konzernweiten Volumenwachstum zeigt sie sich enttäuscht. Dennoch lautet das Anlageurteil weiterhin "Buy". Das Kursziel wird auf 92 Franken beziffert.

Bei Baader-Helvea in einer Stellungnahme ergänzt, scheint das Branchenumfeld von Nestlé im dritten Quartal etwas mehr von Herausforderungen geprägt gewesen zu sein, als bisher angenommen. Umso mehr sei das Unternehmen auf den Erfolg bei den Transformationsbemühungen angewiesen. Die Nestlé-Aktie wird bei Baader-Helvea mit einem Kursziel von 92 Franken zum Kauf empfohlen.