Die Aktie von Nestlé erfreute sich in den letzten Tagen einer guten Nachfrage. Wie Händler berichten, suchen internationale Grossinvestoren Zuflucht im SMI-Schwergewicht. Es wird nämlich befürchtet, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession verfällt. Das Tagesgeschäft von Nahrungsmittelherstellern wie Nestlé gilt hingegen als weitestgehend konjunkturresistent.

Ein fast noch zentraleres Thema sind allerdings die zuletzt gestiegenen Getreidepreise. Russland und die Ukraine steuerten in der Vergangenheit fast 30 Prozent zur weltweiten Weizenproduktion zu. Da überrascht es nicht, wenn der Krieg in der Ukraine die Getreidepreise treibt.

Getreide für geschätzte 7 Prozent der Rohmaterialkosten verantwortlich

Für den Barclays-Analysten Warren Ackerman galten die diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben Nestlés bisweilen eigentlich als konservativ. Er ging deshalb davon aus, dass die Westschweizer die Vorgaben nach einem starken ersten Quartal, spätestens aber nach einer überzeugenden ersten Jahreshälfte anheben werden.

In Anbetracht der stark gestiegenen Getreidepreise, diese würden geschätzte 7 Prozent der Rohmaterialkosten ausmachen, hat Ackerman diesen Glauben nun aber verloren. Die Sicherheitsmarge, die Nestlé zu Jahresbeginn in die eigenen Wachstums- und Margenvorgaben eingebaut habe, sei aufgebraucht. Das zumindest schreibt er in einer grossangelegten Branchenstudie. Seines Erachtens muss der Nahrungsmittelhersteller seine Preise kräftig erhöhen, um den Folgen des Kriegs in der Ukraine Rechnung zu tragen.

Barclays gegen die Credit Suisse

Dennoch sieht man die Nestlé-Aktie bei Barclays wie bis anhin in der Favoritenrolle. Das Anlageurteil lautet "Overweight" mit einem Kursziel von 135 Franken. Der britischen Grossbank zufolge sind die Westschweizer besser gegen das herausfordernde Umfeld gerüstet als viele andere Nahrungsmittelhersteller es sind.

Im Hinblick auf die nächstens zur Veröffentlichung anstehenden Quartalsumsatzzahlen geht der Barclays-Analyst von einem organischen Umsatzwachstum von 5,2 (zuvor 6,1) Prozent aus. Damit widerspricht er seinem Berufskollegen bei der Credit Suisse. Dieser hatte erst kürzlich verlauten lassen, dass er Nestlé im ersten Quartal eine positive Wachstumsüberraschung zutraue. Anders als bei Barclays wird die Nestlé-Aktie bei der Schweizer Grossbank bloss mit "Neutral" und einem Kursziel von 128 Franken eingestuft.