Narasimhan hat im ersten Jahr an der Spitze des Pharma-Giganten Transaktionen im Wert von mehr als 50 Milliarden Dollar arrangiert. Der jüngste Chef bei den Pharmariesen plant jährlich mehr als 10 Milliarden Dollar für Übernahmen auszugeben und ist auf der Suche nach Partnerschaften für die Entwicklung von zukunftsweisenden Gentherapien. Er erwägt angesichts von Spekulationen über das Schicksal des gesamten Generika-Geschäfts auch den Verkauf von Sandoz-Vermögenswerten in Asien und den Schwellenmärkten .

Seine ersten Schachzüge - die Abspaltung der Alcon-Augenheilsparte, der Verkauf einer Beteiligung an einem Consumer-Healthcare-Joint-Venture sowie drei wichtige Akquisitionen - haben bei dem nach Marktwert grössten Medikamentenhersteller in Europa zu massiven Veränderungen geführt. Seit er Anfang letzten Jahres den Spitzenjob übernahm, hat Narasimhan den Fokus von Novartis geschärft, um bei der Entwicklung von innovativen Medikamenten besser gegenüber AstraZeneca, Roche und anderen Rivalen zu konkurrieren.

"Wir müssen uns auf die nächste Innovationswelle konzentrieren", sagte Narasimhan, 42, in einem Bloomberg-Interview in der Unternehmenszentrale in Basel. "Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen wir im Auge behalten, was die nächsten grossen Felder sein werden." Der Erfolgsdruck nimmt zu. Novartis benötigt neue Produkte, wie das experimentelle Gentherapeutikum Zolgensma, da die auslaufenden Patente auf Blockbuster wie das Krebsmedikament Gleevec und das Multiple-Sklerose-Mittel Gilenya den Umsatz voraussichtlich belasten werden. Der Druck von Versicherern und Regierungen zur Begrenzung von Preissteigerungen und die eskalierenden Kosten für die Medikamentenentwicklung bereiten der gesamten Branche Probleme.

Auf der Suche nach Gentherapien

Der CEO wird hauptsächlich an seiner Fähigkeit gemessen werden, lebensverbessernde Behandlungen für Patienten zu bringen. Mayzent, ein Mittel gegen Multiple-Sklerose, wurde im vergangenen Monat genehmigt und der Pharmahersteller rechnet mit zwei weiteren grossen Zulassungen im ersten Halbjahr 2019, sagte der CEO. Bei Zolgensma, einem Mittel gegen eine Muskelerkrankung bei Kindern, und einem Brustkrebsmedikament stehen noch Entscheidungen aus.

Novartis ist auch auf der Suche nach Medikamenten ausserhalb des Unternehmens, um seine Pipeline zu verstärken. Narasimhan möchte jedes Jahr rund 5 Prozent des Marktwerts von Novartis für Transaktionen ausgeben. Mit mehreren vielversprechenden Gentherapien, die sich bereits in der Entwicklung befinden, sucht er nach mehr Möglichkeiten wie Zolgensma, das im vergangenen Jahr durch die 8,7 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Avexis zu Novartis kam.

Novartis suche nach etwas, das einen transformativen Effekt haben könne oder wertvolle neue Technologien mitbringe, sagte Narasimhan zu Bloomberg. AveXis hat in dieser Woche seine Produktionskapazitäten in der Gentherapie durch den Kauf einer Anlage in Colorado erweitert. Dieses Netzwerk mache Novartis zu einem guten Partner für kleinere Unternehmen in dem Bereich, sagte Narasimhan.

Konkurrenten sind Novartis in den Bereich Gentherapie gefolgt. So gab Biogen im letzten Monat den Kauf von Nightstar Therapeutics bekannt, und Pfizer hat eine Zusammenarbeit mit Vivet Therapeutics bei einer seltenen Lebererkrankung. Roche hat den Erwerb von Spark Therapeutics für 4,8 Milliarden Dollar angekündigt.

Börsengang von Sandoz?

Indes hat Sandoz mit Preiserosion und hartem Wettbewerb für Generika in den USA zu kämpfen. Narasimhan, ein amerikanischer Arzt, der vor 14 Jahren zu Novartis kam, erwägt den Rückzug aus einigen Ländern in Asien und Schwellenländern. Das Unternehmen will seine Leistung verbessern und schlanker werden. Das Unternehmen will Sandoz Unabhängigkeit gewähren und der Tochtergesellschaft ermöglichen zu einem "autonomen Unternehmen" innerhalb des breiteren Konzerns zu werden, sagte er.

"Unser Fokus ist wirklich, es zu einem führenden Generikahersteller zu machen, vielleicht zu dem führenden Generikahersteller", sagte Narasimhan. Nachdem sich Konkurrenten aus dem Bereich zurückziehen, wollen wir uns umso stärker auf das Sandoz-Kerngeschäft konzentrieren, sagte er.

Die Bemühungen zu einer Neuausrichtung von Sandoz, dessen CEO im vergangenen Monat zurückgetreten ist, haben Fragen bezüglich der Strategie des Bereichs aufgeworfen. Novartis arbeite an der internen Trennung von Sandoz, die den Weg für einen Börsengang, eine Abspaltung oder einen Verkauf in der Zukunft ebnen könnte, sagen mit den Überlegungen vertraute Personen. Das Unternehmen ziehe verschiedene Optionen in Betracht, es sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden und Novartis könnte beschliessen, die Sparte zu behalten, hiess es weiter. Narasimhan sagte, dass das Unternehmen diese Alternativen derzeit nicht in Betracht ziehe. "Im Moment haben wir nicht die Absicht, uns von diesem Geschäftsfeld zu trennen oder es zu verkaufen", sagte er. "Wir wollen es jedoch optimal positionieren, um erfolgreich zu sein, und dann werden wir die Lage natürlich beurteilen."

(Bloomberg)