In kaum einem anderen Land der Welt ist die Hypothekarverschuldung pro Kopf so hoch wie in der Schweiz. Mit anderen Worten: Wir Schweizer konnten in den letzten Jahren substanziell von den tiefen Zinsen profitieren.

Und es könnte sogar noch besser kommen: Denn dass die Europäische Zentralbank (EZB) anlässlich der Sitzung vom 6. Juni negative Einlagezinsen einführen wird, gilt mittlerweile als sicher. Die alles entscheidende Frage ist, ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) dem europäischen Beispiel knapp zwei Wochen später folgen wird.

Geht es nach den Strategen der Genfer Bank Pictet & Cie, dann bleiben der SNB nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie führt ebenfalls negative Einlagezinsen ein, oder aber sie nimmt weiteres Geld in die Hand, um den für den Euro eingeführten Mindestkurs zu verteidigen.

Ein «Déjà-Vu» für unsere SNB-Verantwortlichen

Pictet & Cie lässt keinen Zweifel daran, dass die SNB den Mindestkurs mit aller Härte durchsetzen wird. Noch zu frisch seien die Erinnerungen an die erste Jahreshälfte 2012. Damals habe die EZB die Leitzinsen reduziert und die Währungshüter zu umfangreichen Devisenkäufen gezwungen. Aufgrund des gewaltigen Kapitalzustroms aus dem Ausland seien die Zinsen am Geldmarkt ohne Einwirkung der SNB vorübergehend in den negativen Bereich gefallen.

Aus Angst vor einer weiteren Überhitzung des hiesigen Immobilienmarktes könnte die SNB im ersten Moment zögern, so die Genfer Bank. Darüber hinaus provoziere sie mit einem solchen Schritt eine Destabilisierung des Geldmarktes genauso wie eine Flucht ins Bargeld. Dennoch könne die Einführung von Negativzinsen nicht ausgeschlossen werden.

Anhebung des Euro-Mindestkurses unwahrscheinlich

An den Devisenmärkten werde auch eine Anhebung des zur Stützung des Euros eingeführten Mindestkurses durch die SNB als Reaktion auf die sich abzeichnende Leitzinsreduktion der EZB diskutiert. Eine solche Erhöhung hält man bei Pictet & Cie für höchst unwahrscheinlich. Die Währungshüter hätten in der Vergangenheit günstigere Gelegenheiten für einen solchen Schritt gehabt als im derzeitigen Umfeld. Die Genfer Bank rechnet weder mit einer Anhebung, noch mit einem Bruch des Mindestkurses und sieht den Euro auf einen Horizont von 12 Monaten bei 1,25 Franken.