Am Hauptsitz von Nestlé im waadtländischen Vevey scheint man sich nach der Ergebnisenttäuschung der ersten drei Monate am Riemen gerissen zu haben: Die am Donnerstagmorgen veröffentlichten Halbjahreszahlen können sich einigermassen sehen lassen.

Dank Verschiebungen bei der Umsatzzusammensetzung in Richtung höhermargiger Produktkategorien und Fortschritten auf der Kostenseite werden die Konsensschätzungen auf den Stufen EBIT und Reingewinn sogar leicht übertroffen.

Ganz anders jedoch bei der Umsatzentwicklung. Obschon die Absatzentwicklung in Asien im zweiten Quartal wieder an Fahrt gewonnen hat, bleibt das organische Wachstum hinter den Erwartungen zurück. Die Firmenverantwortlichen sehen sich deshalb zu einer Anpassung ihrer diesjährigen Wachstumsprognosen veranlasst. Anstatt einem organischen Umsatzwachstum von 5 bis 6 Prozent erwartet man bei Nestlé neu ein Wachstum von rund 5 Prozent.

Analysten zufolge hat sich die in den ersten drei Monaten beobachtete Wachstumsverlangsamung im weiteren Verlauf des ersten Halbjahres fortgesetzt. Trotz einer leichten Belebung der Absatzentwicklung in der Region Asien sei das Wachstum in den Schwellenländern von 8,4 Prozent auf 8,2 Prozent gefallen, so der für die Bank Vontobel tätige Experte.

Aus dem Handel der Deutschen Bank heisst es, dass das Halbjahresergebnis nicht sonderlich gut aussehe. Das organische Umsatzwachstum habe sich in den letzten Monaten weiter verlangsamt. Lichtblick sei einzig das bessere interne Realwachstum. Gleichzeitig wird auf die stolze Bewertung verwiesen.

Händlern zufolge blieb insbesondere das Geschäft mit Wasser und Fertiggerichten hinter den Erwartungen zurück. Und obschon die Reduktion der firmeneigenen Wachstumsprognosen für das laufende Jahr nicht völlig überraschend komme, werde sie den Aktien nicht gerade helfen.

Nach den ersten drei Monaten sorgte bei Nestlé vor allem die Wachstumsverlangsamung in Afrika und Asien für Kritik. In dieser Region konnten die Westschweizer im zweiten Quartal den Absatz wieder beleben. In anderen aufstrebenden Regionen blieb letzterer hingegen hinter den Erwartungen zurück. Über alle Schwellenländer hinweg verlangsamte sich das Wachstum deshalb erneut.

Zur Stunde verlieren die Aktien von Nestlé an der SIX 2,2 Prozent auf 63,30 Franken. Zeitweise fielen die Papiere sogar auf 63,05 Franken. Händler berichten von auffälligen Abgaben aus dem angelsächsischen Raum.