Dass sich das organische Wachstum bei Nestlé im zweiten Quartal verlangsamt, war wohl den meisten Analysten klar. Allerdings macht es dies sehr viel deutlicher, als ursprünglich befürchtet wurde.

In der Folge verfehlt das Halbjahresergebnis die Markterwartungen nicht nur beim Umsatz, sondern auch beim Reingewinn. Fragen wirft auch die überraschend hohe Steuerbelastung auf.

Nach anfänglichen Gewinnmitnahmen dreht die Nestlé-Aktie an der Schweizer Börse SIX ins Plus. Zur Stunde gewinnt sie dank Anlagekäufen aus dem Ausland 1 Prozent auf 79,15 Franken.

Der für die Bank Vontobel tätige Analyst findet sichtlich Gefallen an der im ersten Halbjahr erzielten Margenverbesserung. Dadurch falle das schwächer als erwartet ausgefallene Mengenwachstum weniger stark ins Gewicht. Was das gemächlichere organische Umsatzwachstum anbetrifft, so verweist er auf ähnliche Beobachtungen bei anderen Mitbewerbern von Nestlé. Mondelez und Kraft Heinz hätten im zweiten Quartal sogar mit einem negativen Volumenwachstum zu kämpfen gehabt, so schreibt er.

Absatzpreisentwicklung hilft nicht

Er empfiehlt die Nestlé-Aktie weiterhin zum Kauf und will das 82 Franken lautende Kursziel nach der starken Entwicklung der letzten Wochen sogar erhöhen.

Ähnlich liest sich ein Kommentar des Berufskollegen der Credit Suisse. Auch in diesem wird die organische Wachstumsverlangsamung heruntergespielt. Aufgrund stagnierender Rohstoffpreise sei es Nestlé nicht möglich gewesen, Preiserhöhungen durchzusetzen. Und dennoch habe das Unternehmen die Bruttomarge steigern können, so seine Beobachtung. Allerdings empfiehlt er die Aktie von Nestlé mit "Underperform" und einem optisch tiefen Kursziel von 67,50 Franken zum Verkauf.

Auch bei der UBS Investmentbank wird Nestlé mit Samthandschuhen angepackt. Beim organischen Umsatzwachstum habe der Nahrungsmittelhersteller aus Vevey zwar schwächer als die Rivalen Danone und Unilever abgeschnitten. Allerdings sehe das Management über die kommenden Monaten Raum für Preiserhöhungen, so der für die Schweizer Grossbank tätige Experte. Zudem verweist er auf die Fortschritte bei der Entwicklung der Bruttomarge. Er stuft die Aktie vorerst mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 73 Franken ein.

Starke Barmittelgenerierung weckt Fantasien

Positiv wird die Margenentwicklung auch bei J.P. Morgan und der Citigroup hervorgehoben. Diese Banken haben allerdings eines gemeinsam: Sie beide raten schon seit längerer Zeit zum Kauf der Nestlé-Aktie. Im Kommentar von J.P. Morgan weist man immerhin darauf hin, dass sich die auf der Margenseite erzielten Fortschritte in der zweiten Jahreshälfte bestätigen müsse. Nur so lasse sich über die verhaltene Umsatzentwicklung hinwegblicken, so der Verfasser.

Für den Berufskollegen von Kepler Cheuvreux steht hingegen die Verbesserung bei der Barmittelgenerierung im Vordergrund. Dank einer Reduktion der Kapitalbindung beim Umlaufvermögen sei der Cash Flow prozentual zweistellig gesteigert worden. Der Experte empfiehlt die Aktie deshalb unverändert mit einem Kursziel von 82 Franken zum Kauf.