Nicht nur die Analysten, auch Nestlé selber war bislang von einer Wachstumsbeschleunigung in der zweiten Jahreshälfte ausgegangen. Nach neun Monaten steht nun allerdings fest: Aus dem erklärten Ziel eines organischen Umsatzwachstums von um die 5 Prozent wird wohl nichts mehr.

Eine überraschende Wachstumsverlangsamung im dritten Quartal lässt den in Vevey beheimateten Nahrungsmittelhersteller bei diesem Ziel zurückkrebsen. Neu wird noch ein organisches Wachstum von rund 4,5 Prozent angestrebt.

Weder die Wachstumsverlangsamung, noch die Reduktion der Jahresprognosen kommt bei den Anlegern gut an. An der Schweizer Börse SIX wird die Aktie von Nestlé mit einem Minus von 2,1 Prozent auf 73,60 Franken abgestraft. Zeitweise wurden sogar Kurse um 72,75 Franken bezahlt.

Heisser Sommer - aber kaum jemand kauft Wasser und Eis

Der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst gibt sich in einem Kommentar enttäuscht. Nestlé sei entgegen den Erwartungen keine Wachstumsverbesserung gelungen. Als Negativfaktoren nennt er den Nudelskandal in Indien, eine ausserordentliche Rabattanpassung im Bereich Skin Health sowie eine schwächere Erholung in China.

Was die beiden Produktkategorien Wasser und Speiseeis anbetrifft, hatte sich der Verfasser des Kommentars ebenfalls mehr erhofft. Dem heissen Sommer in Europa zum Trotz hätten sich diese beiden Produktkategorien schlechter als erwartet entwickelt.

Im Konkurrenzvergleich mache Nestlé mit einem organischen Umsatzwachstum von 4,2 Prozent nach neun Monaten dennoch keine schlechte Figur. Andere Mitbewerber wie Unilever oder Givaudan seien aus eigener Kraft weniger stark gewachsen. Aufgrund der defensiven Qualitäten und in Erwartung einer weiteren Optimierung des Firmenportfolios empfiehlt der Analyst die Aktie von Nestlé weiterhin mit "Übergewichten" zum Kauf.

Hoffnung auf baldige Anpassungen im Firmenportfolio

Wenig Positives gewinnt dem Zahlenkranz hingegen der für Bernstein Research tätige Berufskollege ab. Im Vergleich mit dem Rivalen Unilever habe Nestlé im dritten Quartal verhalten abgeschnitten, so schreibt er in einem Kommentar. Insbesondere bei der Preisgestaltung könne regelrecht von einem Kollaps gesprochen werden. Obschon die Volumenentwicklung solide ausgefallen sei und die Enttäuschung etwas dämpfe, seien die vorliegenden Umsatzzahlen eine Enttäuschung. Diese harten Worte mögen was heissen, empfiehlt Bernstein Research die Aktie von Nestlé doch schon seit längerer Zeit mit "Outperform" und einem Kursziel von 79 Franken zum Kauf.

Bei der Zürcher Kantonalbank wird auf die von möglichen Anpassungen im Firmenportfolio ausgehenden Fantasien hingewiesen. Händler ergänzen, dass der Druck auf Nestlé mit der jüngsten Wachstumsverlangsamung zugenommen habe. Das kursseitige Rückschlagspotenzial der Aktie wird daher zunehmend als überblickbar beurteilt.