Sie erwarte, dass sich die neuen Mittelfristziele der Zurich Insurance Group nur leicht von den Zielvorgaben für die letzten drei Jahre unterscheiden, so schrieb Vontobel im Vorfeld des diesjährigen Investorentages. Mit dieser Erwartungshaltung befand sich die Zürcher Bank in guter Gesellschaft. Andere Banken teilten diese Ansicht.

Doch es sollte alles ganz anders kommen: Im Vorfeld des Investorentages wartet der führende Versicherungskonzern am frühen Donnerstagmorgen mit "ehrgeizigen" neuen Mittelfristzielen auf. Die operative Eigenkapitalrendite soll bis Ende 2022 auf über 14 (bisher 12) Prozent steigen und der Gewinn je Aktie jährlich um mindestens 5 Prozent wachsen.

Dass die Zurich Insurance Group den Aktionären weiterhin 75 Prozent des Jahresgewinns ausschütten will, lässt auf ein Dividendenwachstum in ähnlicher Höhe schliessen. Sowieso will das Unternehmen über die nächsten drei Jahre Barmittel in Höhe von insgesamt 11,5 (bisher 9,5) Milliarden Dollar anhäufen. Sollte die sogenannte Z-ECM-Quote über den Zielkorridor von 100 bis 120 Prozent zurückfinden, könnte sogar eine Sonderdividende oder ein Aktienrückkaufprogramm ein Thema werden.

Unterschiedliche Analystenreaktionen 

Wie aus Analystenkreisen verlautet, strotzt der Versicherungskonzern nur so vor Zuversicht und Selbstverstrauen. Noch muss sich allerdings zeigen, ob die Analysten ihre Gewinn- und Dividendenerwartungen auf Basis der vorliegenden Mittelfristziele auch wirklich erhöhen oder nicht doch erst einmal abwarten. Angesichts des beeindruckenden Leistungsausweises der letzten Jahre ist gut möglich, dass einige Analysten dem Unternehmen Vorschusslorbeeren verleihen.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, lässt sich von den neuen Vorgaben für die operative Eigenkapitalrendite weiteres Verbesserungspotenzial für die Aktie ableiten. Zudem schliesst sie vom Wachstumsziel für den Gewinn je Aktie darauf, dass sich das Unternehmen in Zukunft verstärkt auch auf Wachstum ausrichtet. Die Zürcher Kantonalbank empfiehlt die Aktie denn auch weiterhin mit "Übergewichten" zum Kauf.

Obwohl sich die meisten Zielvorgaben der UBS zufolge im Rahmen der Erwartungen bewegen, begrüsst die grösste Schweizer Bank, dass sich von den Vorgaben auf weitere operative Fortschritte schliessen lässt. Das Anlageurteil der UBS lautet "Neutral". Das 12-Monats-Kursziel von 335 Franken wird vermutlich erhöht.

Neues Mehrjahreshoch erst einmal vertagt?

Die US-Investmentbank Jefferies zieht gewisse Parallelen von den Mittelfristziele der Zurich Insurance Group zu jenen der Rivalin Allianz von vor einem Jahr. Mit mindetsens 14 Prozent liegt zumindest aber die Zielgrösse für die operative Eigenkapitalrendite über den von den Deutschen angestrebten 13 Prozent. Jefferies stuft die Aktie wie bis anhin mit "Buy" und einem Kursziel von 380 Franken ein.

Nach einem frühen Vorstoss auf 388,60 Franken wird die Zurich-Aktie von Gewinnmitnahmen belastet. Zur Stunde büsst sie 0,1 Prozent auf 386 Franken ein. Damit schrammt die Aktie knapp am bisherigen Mehrjahreshoch von Ende Oktober bei 394 Franken vorbei. Letztmals notierte die dividendenstarke Aktie im Frühsommer 2007, unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise, auf dem aktuellen Kursniveau.