Der Basler Gesundheitskonzern Novartis lässt am Montag früh eine Bombe platzen: Joseph "Joe" Jimenez tritt nach acht Jahren auf eigenen Wunsch als Konzernchef zurück. Sein Nachfolger wird der bisherige Forschungs- und Entwicklungschef Vasant Narasimhan. Er tritt ab dem 1. Februar nächsten Jahres in die Fussstapfen Jimenez.

Beobachter bezeichnen weniger den Rücktritt Jimenez als vielmehr den Zeitpunkt des Rücktritts als überraschend. Denn noch immer habe Novartis mit Problemen aus der Ära seines Vorgängers Daniel Vasella zu kämpfen. In diesem Zusammenhang wird auf die hausgemachten Probleme bei der Augenheiltochter Alcon oder das enttäuschende Abschneiden der auf Nachahmerpräparate spezialisierten Sandoz verwiesen.

An der Schweizer Börse SIX gelingt es der Novartis-Aktie deshalb nicht, sich dem schwachen Gesamtmarkt zu entziehen. Zur Stunde verliert sie 1 Prozent auf 80,05 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen bei 79,90 Franken.

Beobachter zeigen sich ziemlich enttäuscht über die Kursverluste. Schliesslich könnten beim Basler Gesundheitskonzern nach dem Rücktritt Jimenez Anfang nächsten Jahres grössere Veränderungen anstehen, so lautet der Tenor.

Narasimhan für Experten der logische Jimenez-Nachfolger

Dass Vasant Narasimhan die Nachfolge von Jimenez antritt, kommt in Analystenkreisen hingegen gut an. Wie der für die Zürcher Kantonalbank tätige Autor einer Stellungnahme schreibt, ist Narasimhan eine "exzellente Wahl". Unter ihm werde sein Arbeitgeber wettmachen, was dieser in der Immunonkologie oder in der Targeted Therapie verpasst habe. Der Analyst bezeichnet die Verpflichtung Narasimhans als positiv für die Kursentwicklung der mit "Übergewichten" eingestuften Aktie.

Auch für seinen Berufskollegen von der Bank Vontobel ist Narasimhan der logische Nachfolger von Joe Jimenez. Seines Erachtens verfügt Narasimhan über einen sehr starken Hintergrund im Pharmabereich. Ausserdem hat Novartis das Pharmageschäft durch die kürzlich erfolgte Reduktion von sechs auf drei Geschäftseinheiten erheblich gestärkt. Darin noch nicht enthalten sei die mögliche Veräusserung der Tochter Alcon, so schreibt er weiter. Der Analyst stuft die Novartis-Aktie wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 81 Franken ein.

Der Pharmaexperte von J.P. Morgan geht sogar noch einen Schritt weiter und sieht im Rücktritt Jimenez ein Hiweis, wonach ein Grossteil der Probleme mittlerweile gelöst werden konnten. Die Verpflichtung des bisherigen Forschungs- und Entwicklungschefs lasse zudem darauf schliessen, dass das Pharmageschäft innerhalb des Unternehmens wieder an strategischer Bedeutung gewinnen könnte, so ergänzt er. Das Anlageurteil lautet vorerst "Neutral" und das Kursziel wird mit 75 Franken angegeben.

Sind nun grössere Veränderungen zu erwarten?

Unter Jimenez übernahm Novartis im April 2014 für 14,5 Milliarden Dollar die Onkologiesparte von GlaxoSmithKline (GSK) und verkaufte den Briten im Gegenzug für 7,1 Milliarden Franken das Impfstoff-Geschäft. Gleichzeitig brachten die beiden Unternehmen ihr Geschäft mit nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten in ein Joint-Venture ein. Auch vom Tiergesundheitsgeschäft trennte sich der Basler Gesundheitskonzern damals. Dieser Bereich ging für 5,4 Milliarden Dollar an den amerikanischen Rivalen Eli Lilly.

Den Forderungen aus dem Aktionariat nach einem Verkauf des an Roche gehaltenen Aktienpakets oder einer Abspaltung des Sorgenkinds Alcon kam Novartis unter Konzernchef Jimenez bisweilen allerdings nicht nach. Auch Spekulationen rund um einen Zusammenschluss mit ähnlich aufgestellten Rivalen wie AstraZeneca oder Bristol Myers Squibb erwiesen sich in den letzten Jahren als falsch.

Man hätte es diesbezüglich lieber gesehen, wenn ein Nachfolger von ausserhalb des Unternehmens als Konzernchef verpflichtet worden wäre, so lautet der Tenor. Dennoch wird nicht ausgeschlossen, dass sich Novartis unter dem aus den eigenen Reihen kommenden Vasant Narasimhan einer weiteren strategischen Neuausrichtung unterzieht.