Allerdings sind ihre Lösungen viel stärker auf die jeweilige Situation zugeschnitten. Interviews mit fast einem Dutzend Branchenakteuren zeigen, dass ihre Pläne eigenwillig sind und zu neuen Extremen führen können. Denn sie wollen ihre Starhändler um jeden Preis schützen. Ausserdem haben sie weniger Kontrolle über die Gebäude, die sie mit anderen Mietern teilen.

Der Branchentitan Millennium Management beispielsweise hat eine 50-Punkte-Checkliste für die Wiedereröffnung von Büros verfasst, die auch die Luftfilterung und ein Antragsverfahren für Mitarbeiter enthält, die ins Büro kommen möchten. Konkurrenten diskutieren über die Beschaffung von Infrarot-Temperaturscannern für Eingänge und Plexiglas-Trennwände zwischen den Schreibtischen.

Wie könnte es für Händler und Portfoliomanager eines Hedgefonds in Manhattan aussehen, wenn sie nach der Lockerung der Kontaktbeschränkungen ins Büro zurückkehren?

Fieber-Scans

Einige werden möglicherweise automatisch auf dem Weg zum Aufzug auf Fieber gescannt, wo ein Fahrstuhlführer in Handschuhen die Anzahl der Personen begrenzt und die Stockwerk-Tasten drückt. Nur in eine Richtung zu begehende Korridore könnten zu sorgfältig umgestalteten Schreibtischen und sogar zu neu gestalteten Toiletten führen. Besprechungen im Konferenzraum sind ein Ding der Vergangenheit, und Gesichtsmasken müssen den ganzen Tag getragen werden.

Die zusätzlichen Ideen, die in Umlauf gebracht werden, sind vielschichtig und zahlreich. Die Checkliste von Izzy Englanders Millennium Management, wo allein in New York mehr als 1300 Mitarbeiter beschäftigt sind, enthält laut einer informierten Person auch Einzelheiten zum Arbeitsweg und der Urlaubsplanung. Einige Büros werden frühestens im September wieder eröffnet.

"Sie müssen all die kleinen Dinge überdenken", sagte Barbara Bernstein, Chief Human Resources Officer bei Magnetar Capital, wo 12,5 Milliarden Dollar verwaltet werden. Führungskräfte der Firma haben über modulare Möbel, Mittagessen zum Mitnehmen und Fussöffner an Toilettentüren gesprochen. "Eines ist sicher, unsere Büros werden anders aussehen und anders erlebt werden."

Luftstrom

Der Grossraum New York war am härtesten betroffen, als sich das tödliche Coronavirus in diesem Jahr in den USA ausbreitete. Viele Banken und Vermögensverwalter schickten ihre Mitarbeiter ins Home Office. Aber einige Firmen kamen auf kreativere Lösungen. Ken Griffins Marktmacher Citadel Securities isolierte Teams in einem mondänen Four-Seasons-Hotel in Palm Beach, Florida, wo er einen provisorischen Handelsraum einrichtete. Nur Mitarbeiter des Unternehmens und des Hotels hatten Zutritt.

Wie die Banken werden auch die grossen Vermögensverwalter - wie Steve Cohens Point72 Asset Management und Millennium - ihre Lehren aus den Massnahmen in ihren Büros in Asien ziehen, die wiedereröffnet wurden und bei denen Temperaturprüfungen und Masken die Norm sind. Point72 hat bislang noch keinen Zeitrahmen festgelegt, plant aber, die Bürotüren offen zu halten, um den Luftstrom zu verbessern, zudem sollen Desinfektionsstationen eingerichtet und Gemeinschaftsräume eingeschränkt werden, sagte eine Person.

Letzte Woche teilte Millennium den Mitarbeitern in den USA und in Europa mit, dass eine schrittweise Wiedereröffnung der Büros erst im September beginnen werde. Selbst dann sei dies für Mitarbeiter optional, wie eine informierte Person berichtete. Mitarbeiter müssen genau gesagt geschäftliche Argumente vorbringen, warum sie im Büro sein müssen oder warum sie nicht von zu Hause aus arbeiten können. Und wenn sie hereinkommen, müssen sie sich an eine räumliche Trennung der Arbeitsplätze und eingeschränkten Zugang zu gemeinsamen Räumen wie Toiletten halten, sagte die Person.

Sicherheitstraining

Bei Afsaneh Beschloss’ 13 Milliarden Dollar schwerer Rock Creek Group wird es ähnliche Regeln geben, wenn einige Mitarbeiter Mitte Juni wieder in Büros in Washington und New York arbeiten dürfen.

"Wir haben Masken für unsere Mitarbeiter gekauft. Wir denken darüber nach, die Küche zu schliessen und die Nutzung der Toilettenräume auf jeweils zwei zu beschränken", sagte Alifia Doriwala, Managing Director bei Rock Creek, die wöchentlich eine virtuelle Happy Hour für Teams organisiert und sogar einen virtuellen Buchclub für Mitarbeiter gegründet hat.

Eine von einem Prime Broker im Mai durchgeführte Umfrage unter mehr als 50 Hedgefonds-Kunden ergab, dass etwa 70 Prozent der Befragten begonnen haben, Massnahmen für die Wiedereröffnung zu entwickeln. Laut einer Person mit Kenntnis der Umfrage sind die häufigsten Pläne, die Stockwerke neu zu konfigurieren, um Mitarbeiter und Schreibtische zu trennen, manchmal mit Bildschirmen dazwischen.

In einigen Gebäuden könnten Treppenhäuser stärker genutzt oder Essenslieferungen geregelt werden. Jeder fünfte Fonds gab an, dass er Mitarbeitern, die zu Fuss oder mit dem Fahrrad sicher zur Arbeit kommen können, wahrscheinlich Vorrang einräumen werde. Sie sind in der Regel am ehesten bereit, ins Büro zurückzukehren, während die in den Vororten eher zufrieden sind. Nur 7 Prozent der Befragten gaben an, dass in ihren Gebäuden die Zeit eingeteilt wird, wann Mitarbeiter kommen und gehen können.

Toilettenrisiko

Mit die grössten Schwierigkeiten könnten die Toiletten darstellen, da neuere Daten ergeben haben, dass infizierte Partikel nach dem Spülen einer Toilette in der Luft verbleiben können.

Eine weitere grosse Hürde ist der Weg zur Arbeit angesichts Bedenken bezüglich der Sicherheit des öffentlichen Nahverkehrs. Einige Fonds haben eine Übernahme von Parkkosten erörtert, sind jedoch besorgt hinsichtlich des Infektionsrisikos durch den Parkservice.

Und dann wird noch diskutiert, die Immobilienkosten ganz zu vermeiden, berichten Personen, die sich bereit erklärten, die Überlegungen zu erläutern unter der Bedingung, dass sie und die Firmen namentlich nicht genannt werden. Zu den Unternehmen gehören ein globaler Fonds mit Niederlassungen in Asien und ein Milliarden-Dollar-Portfolio-Manager, der die Zukunft seiner Büros in Manhattan in Frage stellt, weil die Arbeit im Home Office so gut läuft.

Anfang dieses Jahres, bevor sich das Virus ausbreitete, hatte Magnetar Capital Pläne ausgearbeitet, einige US-Mitarbeiter in ein anderes Gebäude zu verlegen. Aber jetzt hängt auch dies in der Schwebe.

"Die Pandemie hat uns die Gelegenheit gegeben, zu überdenken, wie unsere Büroräume in Zukunft aussehen sollen", sagte Personalchefin Bernstein. Dazu gehört: "Wie viel Platz brauchen wir jetzt, da mehr Mitarbeiter mit grösserer Wahrscheinlichkeit von zu Hause aus arbeiten?"

(Bloomberg)