Am Finanzmarkt wurde die Nachricht zunächst mit leichten Kursverlusten quittiert. Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate verlor die Delivery-Aktie am Donnerstagmorgen rund ein Prozent an Wert. Analyst Giles Thorne vom Analysehaus Jefferies lobte die Übernahme allerdings. Das Unternehmen treibe die Konsolidierung des Marktes in der Region voran, schrieb er am Mittwochabend.

In Lateinamerika ist Delivery Hero nach eigenen Angaben bereits in Argentinien, Panama und der Dominikanischen Republik vertreten. Mit der Übernahme des Glovo-Geschäfts baut das Unternehmen sein Geschäft in diesen Ländern aus. Ausserdem erweitert der deutsche Konzern sein Geschäft in diesem Zuge auf Peru, Ecuador, Costa Rica, Honduras und Guatemala. Delivery-Chef Niklas Östberg sieht in Lateinamerika ein aussergewöhnliches Wachstumspotenzial für Online-Lieferdienste.

Der Mitteilung zufolge wollen beide Unternehmen die Transaktion innerhalb der nächsten Wochen abschliessen, wenn die behördlichen Genehmigungen vorliegen. Glovo werde das Geschäft in den betreffenden Ländern aber bis März 2021 weiterführen.

Welche Summe Delivery Hero am Ende für den Deal bezahlt, hängt von der weiteren Entwicklung der übernommenen Geschäftsteile ab. Von den 230 Millionen Euro entfallen 60 Millionen Euro auf eine leistungsabhängige, variable Komponente.

Delivery Hero schreibt noch hohe Verluste

Delivery Hero war vor wenigen Wochen als Nachfolger des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard in den deutschen Leitindex Dax aufgerückt. Der Essenslieferdienst zählt zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Der Aktienkurs hat seit dem Jahreswechsel um rund ein Viertel zugelegt. Auf Sicht von zwölf Monaten hat er sich sogar mehr als verdoppelt.

Allerdings schreibt das Unternehmen immer noch hohe Verluste. Das laufende Geschäft deckt die Kosten nicht. Während sich der Umsatz im ersten Halbjahr fast verdoppelte, wuchsen der Verlust im fortgeführten Geschäft noch stärker.

(AWP)