Signify, das weltweit grösste Leuchtmittelunternehmen verkauft seit Jahrzehnten Geräte für die Gartenbauindustrie und baut sein Geschäft mit Gewächshäusern aus, in denen Pflanzen wie Tomaten, Salat und Rosen gedeihen. In letzter Zeit ist allerdings die Nachfrage nach einer andersartigen Züchtung explodiert: Hasch.

Ein Cannabis-Boom, der vor einigen Jahren im Vorfeld der Legalisierung in Kanada, Uruguay und einigen US-Bundesstaaten begann, treibt nun den Verkauf von Geräten wie Pflanzenlampen an. Die Gesetzesänderungen und der zunehmende Verbrauch haben dazu geführt, dass Landwirte nun auf einen kontrollierten und energieeffizienteren Anbau in Treibhäusern setzen.

"Wo es legal ist, machen wir mit", sagte Eric Rondolat, Vorstandsvorsitzender von Signify, die Leuchtmittelsparte, die von Royal Philips in Amsterdam ausgegliedert wurde. "Weltweit sehen wir eine Entwicklung bei der Einstellung zur Cannabisproduktion."

Rondolats Bereitschaft, über Marihuana zu sprechen, ist ebenfalls ein Zeichen der Veränderung. Der Hersteller erzielt den Grossteil seines Jahresumsatzes von 6,4 Milliarden Euro mit profaneren Produkten wie Haushaltsleuchten und Strassenlaternen. Bis vor wenigen Jahren wollte das Unternehmen sich nicht zum Verkauf von Spezialausrüstung für den Anbau von medizinischem Cannabis äussern. "Wir haben in letzter Zeit ein starkes Wachstum bei der Legalisierung von Cannabis gesehen, und wir sehen das auch durch unsere Aktivitäten", sagte Rondolat in einem Bloomberg-Interview.

Gewächshausboom

Signifys lebhafteres Geschäft wird durch Prognosen gestützt. Der Markt für Gartenbaubeleuchtung soll von 2,1 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 6,2 Milliarden Dollar bis 2023 anwachsen, teils getrieben durch die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke, sagt die Beratungsgesellschaft Market and Markets.

"Wir stehen in Europa erst am Beginn des Gewächshausbooms und befinden uns in Nordamerika noch in einem relativ frühen Stadium", sagte Alex Brooks, Analyst bei Canaccord Genuity. Die Vorteile für Unternehmen wie Signify signalisieren, dass die Cannabiseuphorie in die Lieferkette der verarbeitenden Industrie gelangt. Grosse Unternehmen in den Branchen Getränke und Tabak erhöhen ebenfalls die Investitionen. Die niederländische Firma ist jedoch nicht der einzige Leuchtmittelhersteller, der einsteigt.

Der deutsche Konkurrent Osram Licht besitzt Beteiligungen an mehreren Gartenbau-Spezialisten. Im Mai erwarb das Unternehmen das Startup Fluence aus Austin, das ebenso wie Signify energieeffizientere LED-Beleuchtung für Gewächshäuser verkauft. Ein Link auf seiner Website führt zu The Fireweed Factory in Juneau, Alaska. Die Cannabis-Plantage wird als touristisches Ziel jährlich von rund 1 Million Personen besucht. Osram verkauft im Allgemeinen an „Anbauer von pharmazeutisch verwendbaren Pflanzen wie Cannabis“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.

Hervorragende Hasch-Prognosen

Die Prognosen für das Gesamtwachstum in der Hasch-Branche sind hervorragend. Branchenberater Prohibition Partners sagte, dass mehr als 50 Länder medizinischen Cannabis legalisiert haben. Weitere 10 werden voraussichtlich in diesem Jahr hinzukommen. Grossbritannien hat vor kurzem seine erste grosse Lieferung aus den Niederlanden erhalten, nachdem Cannabis im vergangenen Jahr als verschreibungspflichtige Medizin gestattet wurde.

Der weltweite legale Markt wird von 9,9 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 232 Milliarden Dollar im Jahr 2027 wachsen, prognostiziert Nikolaas Faes, Analyst bei Bryan, Garnier. Eine wachsende Zahl an Unternehmen nutzen neue Gewächshäuser mit Beleuchtung, Feuchtigkeits- und Temperaturregelung und haben so einen Vorsprung gegenüber jenen, die nachgerüstet haben und zuvor für andere Kulturen verwendet wurden, schrieb er diesen Monat in einem Bericht.

Signify hat gegenüber Konkurrenten einiges zu bieten, sagte Rondolat, weil das Unternehmen mehr als 150 Arten von Beleuchtung entwickelt hat, die für unterschiedliche Kulturen geeignet sind, darunter Tomaten, Gurken, Tulpen und Cannabis. Jede erfordert ihre eigene Lichtintensität und -dauer, um die Erträge zu verbessern, die Blüte und das Wurzelwachstum zu beschleunigen.

Seltener Lichtblick

Rondolat führte bereits vor dem Börsengang im Jahr 2016 die Geschicke von Signify. Das Unternehmen muss noch Umsatzwachstum vorweisen bei der Umstellung von konventioneller Beleuchtung zu Leuchtdioden oder LEDs. Angesichts des Brexit, den steigenden US-Lagerbeständen, den Handelszöllen und der Abschwächung in China ist das Wachstum des Gartenbaugeschäfts ein Lichtblick.

"Es hat bereits jetzt eine beträchtliche Marktgrösse und eine sehr interessante Perspektive", sagte Rondolat. Für Investoren ist es schwer abzuschätzen, wie gross der Unterschied sein kann. Das Unternehmen gibt keine Ertragszahlen zur Beleuchtung von Gewächshäusern oder dem Verkauf von Spezialgeräten für die Cannabisproduktion bekannt. Der CEO lehnte es ab, Einzelheiten zu nennen.

(Bloomberg)