Wer sich anmeldet, erhält bei den Online-Stylisten eine abgestimmte Kleidungsbox mit einem kompletten Outfit. "Individueller und persönlicher geht es im Onlinehandel nicht", sagt der 32-jährige Zalon-Geschäftsführer Ivo Scherkamp. In den USA hat sich das Nischenangebot längst zum Milliardengeschäft entwickelt und auch in Deutschland steckt bereits viel Wagniskapital in dem Markt. In den europäischen Marktführer Outfittery haben internationale Geldgeber wie Octopus Ventures und Highland Capital Partners insgesamt 50 Millionen Euro investiert.

Wie so häufig befinden sich die Vorbilder in den USA. Dort ist der grösste Wettbewerber Stitch Fix im November an die Börse gegangen und hat seither seine Marktbewertung auf zwei Milliarden Dollar und die Zahl seiner Kunden auf 2,5 Millionen gesteigert. Die Mittdreissigerin Katrina Lake gilt als jüngste Gründerin, die jemals ein Unternehmen an die Börse führte. "Der Börsengang von Stitch Fix gibt uns Rückenwind", sagt Modomoto-Mitgründer Andreas Fischer. "Er beweist, dass der Bedarf da ist und unser Geschäftsmodell neben dem klassischen Online- und Einzelhandel eine dritte Säule darstellt."

Wie Outfittery stattet Modomoto ausschliesslich Männer mit Kleidungsstücken aus. "Viele erklären, dass sie über uns ihren Stil gefunden haben", sagt Outfittery-Mitgründerin Julia Bösch, deren Firma inzwischen in acht europäischen Ländern 500'000 Kunden zwischen zwei- und viermal im Jahr beliefert. Damit Outfittery und Co. überhaupt wissen, was ihre Kunden tragen würden, füllen diese Online-Fragebögen zu Vorlieben und Wünschen aus oder beantworten Fragen der Stylisten am Telefon.

Keine Gebühren für den Service

In Deutschland verlangt keiner der grösseren Anbieter Gebühren für den Service. "Wir verdienen mit den Kleidungsstücken, die die Kunden am Ende behalten. Die kauft er zum Ladenpreis, während wir sie zum Einkaufspreis erwerben", sagt Bösch. Insgesamt behielten die Kunden im Schnitt Waren im Wert von 200 Euro. Wie viel am Ende davon bei Outfittery hängen bleibt, lässt Bösch offen. Aufgrund der hohen letzten Finanzierungsrunde gilt das Unternehmen als potenzieller Börsenkandidat. Die Firmenchefin winkt aber ab: "Bei uns steht es derzeit nicht an."

Auch bei Zalon gibt der Käufer laut Scherkamp mehr aus als wenn er selbstständig im Onlineshop unterwegs ist. Genaue Zahlen will er nicht nennen. Bekannt ist, dass die durchschnittliche Warenkorbgrösse bei Zalando im vergangenen Jahr bei 64,50 Euro lag. Während Zalon Verluste schreibt und Outfittery zu solchen Zahlen keine Angaben macht, betont der Wettbewerber Modomoto, im vergangenen Jahr - nach rund sechs Jahren auf dem Markt - die Gewinnschwelle geknackt zu haben.

Für Aussenstehende unterscheiden sich die Angebote von Stitch Fix, Outfittery oder dem britischen Startup Thread kaum. Fischer von Modomoto rechnet damit, dass der Wettbewerb in dem Nischenmarkt künftig zunimmt: "Ich gehe davon aus, dass es bald noch mehr Anbieter gibt." Dabei sind auch schon einige in der jüngsten Zeit auf der Strecke geblieben. So wurde dem Berliner Startup Kisura eine gescheiterte Finanzierung zum Verhängnis. Das alteingesessene Modehaus Peek & Cloppenburg fand für seine Stilbox zu wenig Interessenten.

Bei der Auswahl der Kleidung in der unüberschaubaren Modewelt setzen alle Anbieter auf die Hilfe durch Künstliche Intelligenz (KI). Algorithmen unterstützen die Stylisten und merken sich Vorlieben oder was der Kunde bisher zurückgeschickt hat. "Beim kuratierten Einkaufen hilft KI, indem die Software immer genauer und besser vorhersagt, was dem Kunden gefallen könnte. Zum einen geht es um den Stil und zum anderen auch um die richtigen Grössen", sagt Modeexpertin Saskia Hedrich von der Wirtschaftsberatungsagentur McKinsey. Die Fehlerquote bei den Prognosen könne so um bis zu 50 Prozent gesenkt werden.

(Reuters)